In der Siemens-Schmiergeldaffäre liegen nach Presseinformationen gegen den früheren Chef des Industriekonzerns in Griechenland schwere Vorwürfe vor. Wie die "Süddeutschen Zeitung" in ihrer Mittwochsausgabe berichtet, soll der von Athen mit internationalem Haftbefehl gesuchte Michalis Christoforakos versucht haben, Wahlen in seinem Heimatland zugunsten von Siemens zu manipulieren.
Das gehe aus einem Schriftsatz hervor, den Siemens beim Münchner Landgericht eingereicht habe. Darin heiße es, Christoforakos habe Siemens-Geld an Politiker weiterleiten wollen. "Ziel war es, zu erreichen, dass im Rahmen einer Wahl in Griechenland Politiker gewählt würden, die sich für die Interessen des Siemens-Konzerns einsetzen würden."
Siemens streitet vor dem Landgericht München mit dem ehemaligen Finanzvorstand der früheren Sparte Telekommunikation (Com) über dessen Rauswurf wegen des Korruptionsskandals. Dieser einstige Vorstand soll dafür gesorgt haben, dass Christoforakos das "notwendige Geld" erhalten habe, um griechische Politiker zu bestechen, heißt es demnach in einem der Schriftsätze von Siemens in dem Kündigungsverfahren beim Landgericht. Der Com-Finanzvorstand habe sich auch darum gekümmert, dass Christoforakos Bargeld erhalten habe, um durch Bestechung einen Großauftrag der griechischen Telefongesellschaft OTE zu besorgen.
Christoforakos könnte nach Angaben der "SZ" mit seinem Wissen um Schmiergeldvorgänge in Griechenland ein politisches Erdbeben in Athen auslösen. Über ihn soll Schmiergeld an die beiden großen Parteien PASOK und Nea Dimokratia und bis in die jeweiligen Regierungen geflossen sein. Der Zeitung zufolge reiste der ehemalige Siemens-Chef in Griechenland vor knapp zwei Wochen nach München, kurz bevor er in Athen bei der Staatsanwaltschaft aussagen sollte und vermutlich verhaftet worden wäre. Christoforakos tauchte demnach im Raum München unter. (APA)