Wien - Bei einem Test von Gehaltskonten hat die Arbeiterkammer (AK) große Unterschiede ermittelt. Ein Gehaltskonto kostet für einen durchschnittlichen Nutzer 71 Euro im Jahr, zeigt ein aktueller AK-Test von 41 Gehaltskonten bei 20 Banken in Wien. Die Guthabenzinsen sind im Keller, die Minuszinsen sind hoch. "Konsumenten sollten auf teure Nebenspesen beim Konto achten, etwa wenn sie einen Zahlschein bar am Bankschalter einzahlen", rät Harald Glatz, Leiter der AK Konsumentenpolitik, am Mittwoch in einer Aussendung.

Bei den zwölf Konten mit Einzelverrechnung liegen die jährlichen Kosten für einen Normalnutzer (240 Buchungen pro Jahr und Kontoführungsgebühr) bei 47,23 Euro (Bawag - Konto für Preisbewusste) bis 157,21 Euro (Bank für Tirol und Vorarlberg, Gehaltskonto). Konten mit Pauschalpreisverrechnung kosten null (easybank - easy gratis; bankdirekt.at - Konto in Verbindung mit einem weiteren Produkt und Gehaltseingang von mindestens 1.500 Euro monatlich) bis 175 Euro (UniCredit Bank Austria - Erfolgskonto Gold). Bei Konten mit Pauschalpreisverrechnung gibt es große Unterschiede, welche Leistungen in einem Pauschalkonto enthalten sind und welche extra verrechnet werden.

Teures "Minus"

In der Kontoführungsgebühr kleinerer Pakete sind zumeist automatisierte Buchungen, Internetbanking, Kontoauszüge per Kontoauszugsdrucker und eine Bankomatkarte enthalten. Teurere Pakete inkludieren auch Dauerauftragsänderungen, beleghafte Buchungen und Kreditkarten mit und ohne Versicherungsschutz. Beim Gehaltskonto gibt es bei den Zinsen Verhandlungsspielraum. Für ein Guthaben sind die Zinsen derzeit ziemlich niedrig, für Kontoüberziehungen hoch.

Die Guthabenzinsen betragen 0,125 bis 1,75 Prozent. Wer mit seinem Konto ins Minus rutscht (innerhalb des vereinbarten Kontorahmens), zahlt 7,25 bis 13,25 Prozent. Überziehungen über den Kontorahmen können zusätzlich zu den Überziehungszinsen bis zu fünf Prozent an Strafzinsen ausmachen: Im teuersten Fall werden bis zu 18,25 Prozent Überziehungszinsen verrechnet. "Nebenspesen schlagen sich teuer zu Buche", warnt Glatz. Wer einen Zahlschein (auf ein institutsfremdes Konto) bar einzahlt, hat Spesen von zwei bis sieben Euro. Auch die Schließung des Gehaltskontos kann bis zu 25 Euro kosten.

Gesetzlicher Anspruch auf Girokonto

Die AK verlangt, dass jeder Verbraucher einen gesetzlichen Anspruch auf ein Girokonto haben soll, weil die finanzielle Gebarung ohne Konto noch teurer komme. Außerdem sollten auf dem Kontoauszug der Überziehungsrahmen und die Zinsen stehen. Die neue EU-Verbraucherkredit-Richtlinie (bis Mai 2010 umzusetzen) sehe vor, nur die Sollzinsen regelmäßig auf dem Kontoauszug mitzuteilen. Die AK fordert, auch die Guthabenzinsen am Kontoauszug zu veröffentlichen.

Spartipps der Konsumentenschützer: Mit der Bank die Zinsen ausverhandeln, Zahlscheine nicht bar am Schalter einzahlen, bei Konten mit Einzelverrechnung unnötige Buchungen vermeiden. Das Konto sollte nach Möglichkeit gedeckt sein, sonst können Dauer- oder Einziehungsaufträge nicht durchgeführt werden, und auch das kann bis zu zehn Euro kosten. Bleibt das Konto länger überzogen, sollte man überlegen, in einen Privatkredit umzuschulden. Die Kontoauszüge sollten regelmäßig kontrolliert und Fehler sofort reklamiert werden. (APA)