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Verkaufskandidat Opel baut seit 1898 Autos, seit 1964 mit Blitz.

Foto: APA/dpa/Oliver Berg

Das Wappen der Stadt Rüsselsheim zeigt einen silbernen Haken auf blauem Grund. Jedoch - anders als etwa beim schwäbischen Sportwagenbauer Porsche - hat das Wappen der hessischen Stadt (es ist ein "Wolfshaken", vermutlich ein Teil einer mittelalterlichen Falle) nichts mit dem Logo des wichtigsten Kommunalsteuerzahlers Opel zu tun. Auch nicht mit den Raketenautos (Rak 1 bis Rak 3), mit denen der Autohersteller Ende der 30er-Jahre auf Rekordjagd auf der Berliner Rennstrecke Avus ging. Der Opel-Blitz ist in Wirklichkeit ein Zeppelin.

Die Geschichte von vorn: Der deutsche Autohersteller begann eigentlich mit dem Bau von Nähmaschinen. Adam Opel (1837-1895), ein Rüsselsheimer Schlossermeister, begann damit ab 1862, seine Söhne überzeugten ihn zehn Jahre vor seinem Tod, auch die damals äußerst hippen Fahrräder herzustellen. Eines der Modelle hieß: Victoria Blitz. Sollte heißen: Das Fahrrad für die Siegesgöttin, schnell.

Für das Automobil konnte sich Opel senior nie begeistern. Drei Jahre nach dem Ableben des Vaters kauften die Söhne die sächsische Firma Lutzmann und deren Autopatente. Bis zur Weltwirtschaftskrise stieg man zum größten Autohersteller Deutschlands auf. Ab dem März 1929 verkauften die (mittlerweile geadelten) Opels die Firma stufenweise an General Motors.

Das erste Opel-Logo waren die Initialen des Namens des Gründers, nach Schlossertradition ineinander verschmiedet. Es folgten ein geschwungener Schriftzug in Gold, später der Firmenname in einem blauen, bronzeumrandeten "Auge".

Die Grundlage des heutigen Logos - Kreis und Blitz - wurde grafisch 1937 geschaffen, als ein stilisiertes Luftschiff, das für "Innovation" stehen sollte, auf die Kühlerhauben von Modellen wie dem Olympia affichiert wurde. Der Name des Wagens war auch eine Hommage an die Spiele im von den Nationalsozialisten regierten Berlin. General Motors kooperierte nämlich ab 1933 mit den Nazis, ab 1940 übernahm dann das Rüstungsministerium die Kontrolle. Opel stellte mit einem Lkw Blitz den wichtigsten Transporter der Wehrmacht her.

Nach Kriegsende wurde GM wieder als Eigentümer eingesetzt. Der stilisierte Zeppelin im Kreis blieb als Logo, er verlor im Laufe der Jahre immer mehr seine Form, wurde mit einem Flügel versehen und mutierte schließlich 1964 zum Blitz. Der bald feststehende neue Eigentümer wird das vor allem in deutschen Haushalten als Symbol für das Wirtschaftswunder gut eingelernte Logo wohl beibehalten. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.5.2009)