In vielen Ländern der Welt gibt es nach wie vor keine mit der Fristenregelung vergleichbare Gesetzeslage, auf die sich Frauen in Notsituationen stützen können. So auch in Chile - eine Tatsache, die die niederländische Hilfsorganisation "Women on Waves" mit einer Kampagne nun kurzfristig geändert hat. Am Donnerstag haben die Aktivistinnen der Frauen auf Wellen mit ihrem Schiff pünktlich zum Internationalen Aktionstag für Frauengesundheit die Küste vor Santiago angelaufen.
Am Plaza de la Constitución wurde ein Banner montiert, das die Telefonnummer für eine Info-Hotline zur Abbruchsmöglichkeit mittels Misoprostol zeigt (siehe Bild). An Bord des Schiffes können die Frauen diese Medikation erhalten. Das Chilenische Frauengesundheitsnetzwerk Red Salud Mujeres Chile unterstützt die niederländische Frauenorganisation dabei. In den Städten Temuco und Concepción wurden bereits ähnliche Aktionen veranstaltet. Die Hotline wird von den Women on Waves sowie der Jugendorganisation für Gleichberechtigung Coordinadora Juvenil aus Ecuador betrieben.
Hohe Abbruchsraten
Trotzdem Abtreibung in Chile ohne Ausnahme verboten ist, weist der Staat laut dem Alan Guttmacher Institute mit 120.000 bis 160.000 Abbrüchen pro Jahr eine der höchsten Abtreibungsraten in Lateinamerika auf: Eine von drei Schwangerschaften endet mit einer Abtreibung. Frauen müssen nicht nur mit gesundheitlichen Risiken durch illegale Abtreibungen rechnen, sondern auch mit Inhaftierung. Das Frauengesundheitsnetzwerk Chile versucht deshalb, Frauen in Notsituationen Informationen zu vergleichsweise sicherer Abtreibung zukommen zu lassen. (red)