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Michael Haneke und seine Frau Susanne beim Empfang für den in Cannes ausgezeichneten Filmemacher im Wiener Rathaus

Foto: APA/Schlager

Wien - Vier Tage nach der Überreichung der "Goldenen Palme" an Michael Haneke hat Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny den Regisseur und den österreichischen Produzenten des ausgezeichneten Films "Das weiße Band" sowie Mitarbeiter, Kollegen und Freunde am Donnerstag in das Wiener Rathaus geladen, "um sich gemeinsam zu freuen über einen großartigen Erfolg für einen ganz wunderbaren Film".

2001 hatte der Stadtrat nach den drei Cannes-Auszeichnungen für "Die Klavierspielerin" Haneke neben dem "Goldenen Rathausmann" auch eine vergoldete Zimmerpalme überreicht. Diese Anspielung braucht es nun nicht mehr, dafür ließ man sich als Geschenk etwas anderes einfallen: Mailath-Pokorny überreichte dem Filmemacher ein Faksimile der in der Wiener Musiksammlung befindlichen Partitur der Mini-Oper "Der Wald" von Olga Neuwirth und Elfriede Jelinek. "Das freut mich sehr", bedankte sich Haneke, "Ich habe gerade mit Jelinek geSMSt, wann wir uns wieder treffen." Haneke nutzte die Gelegenheit, sich nochmals bei seinem Team zu bedanken: "Ihr habt eine Super-Arbeit gemacht! Man hat mir gesagt, dass ich am Set schon lange nicht mehr so entspannt gewesen bin wie bei diesem Film."

"... als ich endlich die Matura geschafft hatte ..."

Haneke betonte, "gar nicht so involviert in diese ganzen Finanzgeschichten" zu sein, aber wenn es stimme, dass der ORF das Film/Fernseh-Abkommen kündigen wolle, gebe es nur zwei Konsequenzen: Jemand anderer springe dafür ein - oder den österreichischen Film werde es auf Dauer nicht mehr geben. Auch WEGA-Produzent Veit Heiduschka hob hervor, dass es wichtig sei, für einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit entsprechender Film-Mitfinanzierung zu kämpfen. Auf der anderen Seite möge man aber die erfolgreiche Geschichte heimischer Filmförderung nicht vergessen, denn "ein reifer Apfel fällt nicht vom Stamm ohne, dass er geblüht hat und gereift ist..."

An der Feier nahmen u.a. der an "Das weiße Band" mitwirkende Schauspieler Branko Samarovski, die Filmemacher Ulrich Seidl und Kathrin Resetarits, das in Cannes für seinen Film "La Pivellina" mit dem Preis "Europa Cinemas Label" ausgezeichnete Regie-Duo Tizza Covi und Rainer Frimmel, ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz, AFC-Chef Martin Schweighofer und Filmmuseums-Leiter Alexander Horwath teil.

Gleich mehrfach kam auch die losgetretene Debatte, ob Hanekes Film ein deutscher oder österreichischer Film sei, zur Sprache. "Eine sehr kleinliche Debatte" nannte sie Mailath-Pokorny, "aus meiner Sicht ist es ein zutiefst europäischer Film, auch weil er europäisch und öffentlich finanziert ist". "Der Film ist in erster Linie ein Film von Michael Haneke", sagte Heiduschka.

Auch der Regisseur selbst hielt die Debatte im Interview für obsolet: "Es ist ein europäischer Film, und es ist kleinlich, dass jetzt jeder aufzeigt und ihn für sich reklamiert. Mir ist das relativ gleichgültig. Auch bei Olympischen Spielen geht die Medaille nicht an das Land, sondern an den Sportler." Im übrigen fühle er sich im Moment wie nach der Matura: "Die Arbeit liegt hinter einem, die Spannung lässt nach und man kann sich dem neuen Leben widmen. Auch die Zeit, als ich endlich die Matura geschafft hatte, habe ich als sehr angenehm in Erinnerung." Doch er habe bereits seine nächsten Projekt im Auge, sagte Haneke und schmunzelte: "Das muss ich auch. Ich bin ja nirgendwo angestellt..." (APA)