Bern/Wien - Die Schweizer Bundesbahnen (SBB) haben sich ein peinliches Missgeschick geleistet und mit einer Europakarte geworben, auf der Deutschland direkt an Russland grenzt und Länder wie Polen und Tschechien überhaupt nicht vorkommen. Die Schweizer Zeitung "Der Tagesanzeiger" berichtet am Donnerstag in ihrer Onlineausgabe über den Fehler, der Europas dunkelstes Kapitel im 20. Jahrhundert neu aufleben lässt. Eine ähnliche Aufteilung Europas hatte Hitlers Deutschland und Stalins Sowjetunion 1939 im "Molotow-Ribbentrop-Pakt" vereinbart.

Die polnische Botschaft in Bern protestierte bei der Schweizer Bahn wegen der Darstellung. Das Unternehmen entschuldigte sich, ein Unternehmenssprecher zeigte aber nur begrenzte Einsicht und rechtfertigte sich damit, dass das Werbesujet ohnehin nur "einen Wasserball in abstraktem Weltkugel-Design" zeige.

"Die Produktverantwortlichen haben bei der Sujetauswahl bedauerlicherweise die historischen Hintergründe nicht beachtet", räumte der Sprecher dann ein. "So war ihnen leider nicht bewusst, dass dieser abstrakte Wasserball die Gefühle polnischer Staatsangehöriger oder solcher anderer Länder verletzten könnte. Das war nie unsere Absicht. Es tut uns sehr leid, wenn dem so war."

Die Karte befand sich auf der Rückseite von Umschlägen, die die Bahn Käufern von internationalen Fahrkarten aushändigt. Einen Trost kann man Polen und Tschechen anbieten: Das besagte SBB-Werbesujet hat auch die Schweiz von der Weltkugel "geputzt", wie "Der Tagesanzeiger formuliert. (APA)