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Dorit Margreiter zeigt die Inszenierung des Ausstellungsraumes als Filmkulisse.

Foto: APA/Hertha Hurnaus

Wien -  "Tabu" statt "Austria" steht auf der Fassade des österreichischen Pavillons auf der 53. Kunstbiennale Venedig, der heuer von Elke Krystufek, Dorit Margreiter und Franziska & Lois Weinberger bespielt wird. "Tabou Taboo" nennt Krystufek auch ihre Installation, die unter anderem als Kritik am nationalen Biennale-Gedanken zu verstehen ist, Margreiter setzt sich in ihrem Film "Pavilion" mit dem Gebäude selbst auseinander, während Franziska & Lois Weinberger den Pavillon um einen provisorischen Bau erweitern. Die Eröffnung findet am 5. Juni (17 Uhr) statt.

77 Nationen präsentieren sich heuer bis 22. November in Venedig, 26 Pavillons befinden sich auf dem Giardini-Gelände, weitere Länderbeiträge sind über die Stadt verteilt. Von den beiden Kommissärinnen VALIE EXPORT und Silvia Eiblmayr ausgewählt, sollen die Österreicher "mit verschiedenen, individuellen Strategien und dem Einsatz unterschiedlicher Medien eine vielfältige Sicht in die Kunst und künstlerische Wirklichkeit ermöglichen", wie es seitens der Veranstalter heißt. Als verbindend der doch sehr unterschiedlichen Positionen gilt ein "strukturelles, kunstkritisches Denken, das im weitesten Sinne auch einen sozio-kulturellen Kontext mit einbezieht". Gemeinsam ist den Künstlerinnen und dem Künstler auch die Auseinandersetzung mit dem Pavillon selbst und dessen besonderer Situation in den "Giardini". Die Arbeiten von Elke Krystufek und von Franziska & Lois Weinberger sind laut Ankündigung an den Ort gebunden und werden in ihrer Form nur in Venedig erlebbar sein.

Die Beiträge

Elke Krystufek verdichtet in ihrer direkt in Venedig entstandenen malerischen Rauminstallation "Tabou Taboo" verschiedene Themen: Der Titel bezieht sich auf den auf Polynesien gedrehten Film "Tabu" (1931) von Friedrich Wilhelm Murnau, auf Freuds "Totem und Tabu" und den polynesischen Ursprung des Begriffs "Tabu" generell. Die Beschriftung an der Außenseite des Pavillons soll als "Angriff auf die Identität des Gebäudes" verstanden werden. Auch stellt sie die Frage nach einer "weiblichen Schaulust", der sich Krystufek experimentell und mit genderspezifischen Kriterien nähert.

Dorit Margreiter präsentiert mit "Pavilion" einen Film, der vom Ort seiner Inszenierung handelt: "Es ist die Inszenierung des Ausstellungsraumes als Filmkulisse, als Schauplatz seiner Wahrnehmung innerhalb und außerhalb des bewegten Bildes", heißt es in der Ankündigung. Margreiter spiele mit der "Semiotik des unmittelbaren und intendierten Raumes und seinen Ambitionen, und macht das nicht sichtbare, aber ständig präsente historische Verständnis dieses Ortes lesbar...". Ihre methodische Untersuchung beleuchtet den Pavillon einerseits als utopistischen Raum für die Kunst, der selbst eine architektonische Skulptur bildet, weiter die Ausstellung und ihre Substruktur, dann die Kategorien Performance, Dokumentation und schließlich - auf das Medium rückbezogen - den Film selbst.

Eine temporäre, begehbare Architektur für den Außenraum schaffen Franziska & Lois Weinberger unter dem Titel "Laubreise". In das Areal zwischen Seitentrakt und Kanal gesetzt, soll der Bau auch auf kritische Distanz zu der Repräsentationsarchitektur des Pavillons gehen. Es ist "...ein perfektes Provisorium / das Dach eine lose übergeworfene Plastikplane / die tagsüber das Licht durchscheinen lässt...", wie Lois Weinberger im Vorfeld schreibt. Der Innenraum des Pavillons zeigt eine Installation von Objekten, Zeichnungen, Fotos und Texten aus den 1970er Jahren bis heute und bildet das Hinterfragen des Verhältnisses von Natur und Kultur ab. (APA)