Der Auftritt von Bernhard Grubmüller im Club 2 vom 13. Mai 2009 blieb offensichtlich nicht ohne Wirkung. In der Diskussionssendung unter dem Motto "Life-Ball: Nackte Society-Lust oder Aids-Hilfe?" ließ der Spitzenkandidat der Jungen Europäischen Studenteninitiative (JES) mit seinen Bemerkungen aufhorchen. Etwa, dass der Life-Ball mittlerweile "untragbar" sei. Auch wenn Moderator Werner Schneyder dem Diskutanten am Ende der Sendung persönlich keine Erfolge bei der ÖH-Wahl wünschte, waren 3,51 Prozent der WählerInnen an der Uni Wien überzeugt, dass die JES ihre Interessen am besten vertreten könne und verhalfen ihr somit erstmals seit 1995 wieder zu einem Mandat in der Universitätsvertretung.

"Wir sind wirklich sehr glücklich, hätten aber sogar mit zwei Mandaten gerechnet", sagt Spitzenkandidat Grubmüller im Gespräch mit derStandard.at. Mit 514 Stimmen konnte die JES ihren Anteil im Vergleich zum Jahr 2007 mehr als verdoppeln. Dass die falsche Listenbezeichnung beim E-Voting (es fehlte das "Europäische" der Studenteninitiative) dafür mit ein Grund sein könnte, glaubt die JES nicht. "Für uns war das definitiv ein Nachteil. Wir dürften 25 Stimmen per E-Voting erhalten haben, das spiegelt nicht den allgemeinen Trend wieder." Doch ob diesem Nachteil nun wirklich rechtliche Schritte folgen werden, darauf will man sich noch nicht festlegen. "Die Frage ist, inwieweit das sinnvoll ist. Das Verfahren dauert vielleicht zwei Jahre - da stünden dann schon wieder die nächste ÖH-Wahl an", meint der JES-Funktionär.

"Konservative Werte"

Warum dann der Erfolg? Grubmüllers Erklärung: "Wir sind an der Uni ständig präsent. Die eine oder andere Fraktion taucht hingegen erst immer im Wahlkampf auf." Daneben sind es aber vor allem die Inhalte, mit denen die JES aufhorchen lässt. "Europäisch, christlich, sozial, demokratisch und konservativ", so sieht man sich. "Wir bekennen uns ausdrücklich zu konservativen Werten", betont Grubmüller. Unterschiede zur ÖVP-nahen AG seien dennoch gegeben: "Die AG bezieht bei gesellschaftspolitischen Themen im Gegensatz zu uns keine eindeutige Stellung." Das heißt im Konkreten zum Beispiel, dass die JES sich für die "Förderung der selbstständigen Familie als kleinste Keimzelle und Schule einer funktionierenden Gesellschaft" einsetzt und gegen "gendern" eintritt.

Für Aufregung sorgte die JES auch, als sie die vielfach kritisierte Autorin Eva Herman im Mai zu einem "kontroversiellen Gespräch" einlud. "Wir wollten wissen, was dran ist an ihren Positionen, die in der Öffentlichkeit sehr stark kritisiert wurden", erklärt Grubmüller. Die JES selbst würde sich nicht mit Hermans Ansichten identifizieren. "Dass man als Frau Kinder kriegen muss, kann man in der heutigen Zeit wirklich nicht verlangen. Das ist überholt", meint Grubmüller.

JES will bürokratischen Aufwand verringern

Das nun erhaltene Mandat an der Uni Wien will man nützen. "Wir werden sicher nicht zu allem 'Ja und Amen' sagen", sagt Grubmüller, der eine erneute Koalition von GRAS und VSStÖ erwartet. Was er an und in der ÖH ändern würde? Den bürokratischen Aufwand veringern und so Kosten sparen, um dieses Geld zum Beispiel für Sozialstipendien aufzuwenden. "An der ÖH gibt es derzeit sieben eigene Referate. Ein großes müsste eigentlich reichen." Auch an der derzeitigen Zeitung "unique" hat Grubmüller etwas auszusetzen. "Heutzutage hat jeder einen Laptop. Ich verstehe nicht, warum man diese Zeitung aufwändig drucken lässt, wenn man sie auch per Mail verschicken kann." (Teresa Eder/derStandard.at, 29.05.2009)