Wien - Die große Mehrheit der Österreicher (70 Prozent) will "sicher" oder "eher schon" an der der EU-Wahl am 7. Juni teilnehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), die der APA zur Verfügung gestellt wurde. Jedoch nur vier von zehn Österreichern (39 Prozent) wollen demnach "sicher" zur Urne gehen. Jeder vierte Befragte (25 Prozent) will an der Wahl "eher nicht" oder "sicher nicht" teilnehmen. Als einer der Hauptgründe für die beabsichtigte Nicht-Teilnahme an der Wahl wird "Unzufriedenheit, in welche Richtung sich die EU entwickelt" und "meine Stimme ändert ohnehin nichts" genannt.
Große Mehrheit für EU
Die große Mehrheit (72 Prozent) der Österreicher plädiert aktuell für einen Verbleib Österreichs in der EU, 22 Prozent sind für einen Austritt. Eine große Mehrheit (63 Prozent) der Österreicher ist davon überzeugt, dass das "Ja" Österreichs bei der Volksabstimmung 1994 zum EU-Beitritt "richtig" war. 29 Prozent halten das österreichische "Ja" von 1994 zur EU aus heutiger Sicht für "falsch". Laut Studie setze sich damit der "positive Einstellungstrend" der vergangenen Jahre fort, 2007 habe es noch 40 Prozent EU-Skeptiker gegeben. 26 Prozent wollten damals einen Austritt. Diese Tendenz sei "vor dem Hintergrund der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise zu sehen". Deren Bewältigung könne man sich eher in einem gemeinsamen Europa vorstellen, schlussfolgert die Studie.
Frauen (31 Prozent) lehnen den Beitritt im Nachhinein stärker ab als Männer (27 Prozent). Österreicher bis 25 und ab 66 Jahren befürworten heute den Beitritt mit jeweils um die 70 Prozent. In der Gruppe der 26 bis 65-Jährigen liegt die Zustimmung dagegen nur bei 60 Prozent. Auffallend ist in diesem Zusammenhang der Bildungsgrad der Befragten: Während nur 53 Prozent der Personen mit Lehre oder mittlerer Schule die Entscheidung aus heutiger Sicht befürworten, sind es unter den Hochschulabsolventen schon 85 Prozent.
Einen Austritt aus der EU unterstützen 25 Prozent der Österreicher mit Pflichtschulabschluss, 13 Prozent der Maturanten, aber nur sieben Prozent der Hochschulabsolventen. Junge Österreicher bis 25 Jahre bejahen einen Austritt mit 27 Prozent, bei den 26 bis 50-Jährigen etwa 25 Prozent und bei den ab 51-Jährigen nur mehr 16 Prozent. 24 Prozent der Frauen sind für einen EU-Ausstieg Österreichs, 19 Prozent der Männer.
Mehrheit geht wählen
39 Prozent der Befragten meinten, bei der EU-Wahl Anfang Juni "sicher" teilnehmen zu wollen. 31 Prozent wollten "eher schon" teilnehmen. Zwölf Prozent gaben an, "eher nicht" teilnehmen zu wollen, 13 Prozent "sicher nicht". Die große Mehrheit der Österreicher (70 Prozent) will nach diesen Ergebnissen also sicher oder eher schon an den Wahlen partizipieren, fast exakt so viele wie einer Befragung im vergangenen Jahr. Je älter die Österreicher sind, desto eher wollen sie "sicher" an der Wahl teilnehmen. Bei den ab 66-Jährigen bekunden das 56 Prozent, bei dem bis 25-Jährigen dagegen nur 26 Prozent. Auch ein Zusammenhang mit der absolvierten Ausbildung wird deutlich: Während 55 Prozent der Hochschulabsolventen "sicher" teilnehmen wollen, sind es unter den Pflichtschulabsolventen nur mehr 31 Prozent. Beinahe jeder zweite Pflichtschulabsolvent (17 Prozent) will "sicher nicht" an die Urne gehen.
Jeder dritte Österreicher (33 Prozent), der sich voraussichtlich nicht an den Wahlen beteiligen wird, gibt als Grund persönliche "Unzufriedenheit, in welche Richtung sich die EU entwickelt" an. 29 Prozent meinen, "meine Stimme ändert ohnehin nichts", 20 Prozent "interessiert mich grundsätzlich nicht". Jeder Sechste (15 Prozent) gibt an, "es gibt keine Partei, die meine Interessen vertritt". Jeder fünfte Befragte vertritt eine generell ablehnende Haltung: "Ich nehme grundsätzlich an keinen Wahlen (mehr) teil" (12 Prozent) bzw. "ich bin generell gegen die EU" (8 Prozent). Knapp jeder zweite der bis 25-Jährigen (48 Prozent) nennt als Grund "interessiert mich grundsätzlich nicht". Bei den ab 51-Jährigen fiel besonders die "Unzufriedenheit, in welche Richtung sich die EU entwickelt" auf (um 50 Prozent). In der Mehrzahl der Fälle bedeutet das laut den Forschern, dass eine stärkere Hinwendung zu einem mehr sozial ausgerichteten Europa gewünscht werde, wie aus früheren Umfragen hervorgehe.
"Die Glaubwürdigkeit der Kandidaten" nennen 57 Prozent als "sehr wichtig", gefolgt von "Einstellung der Parteien und Listen zur EU" (53 Prozent) und "Sympathie für jene Partei, die ich auch bei Nationalratswahlen wähle" (34 Prozent).
Für die Studie wurden österreichweit 1.000 Personen von 4. bis 8. Mai dieses Jahres mittels Telefon-Interviews befragt.(APA)