Ein Blick auf den Brunnenmarkt beim Yppenplatz

Oje, Ottakring. Angeblich wird der Bezirk schon wieder von Fremdartigen überrollt. Glaubt man den Bedenkenträgern, macht sich das nicht bloß mittels niederschwelliger Kunstfestivals bemerkbar, sondern längst auch durch den Zuzug junger, durchaus inländischer Familien, die offenbar glauben, im Hinterhof Schafwürstel grillen zu dürfen - oder sonstwie ungeniert am Rest des Abendlands nagen.

Genau: Die Bobos sind los. Sie eröffnen Galerien und Lokale, kochen biologisch, neuchinesisch oder unbeirrbar altgriechisch, sie renovieren Substandardwohnungen und sitzen im An-Do in der Sonne, als ob der Yppen- der Naschmarkt wäre. Da traut man sich ja kaum noch, über den Knoblauchdunst der Nachbarn zu fluchen, selbst wenn man darüber längst den eigenen Kohlschas nicht mehr erkennt.

Damit es in dieser Richtung weitergeht, hat nämliches An-Do nach einem Totalumbau neu eröffnet. Die Terrasse ist nun teakholzbeplankt, und auch sonst sieht das Lokal mit seinen großen Fensterflächen, dem Bitumen-Terrazzo und der schicken Corian-Bar ziemlich unverschämt nach Innenstadt aus. Da darf man sich nicht wundern, wenn es bald noch schlimmer kommt: Das nächste Lokal, vom selben Betreiber, ist schon in Bau: ein richtiges Restaurant, spezialisiert auf Fisch. Na, leckomio. (Severin Corti/Der Standard, Printausgabe 30.05.2009)