Nikosia - Für die Verhandlungen zwischen dem griechischen und dem türkischen Bevölkerungsteil Zyperns sieht der türkische Volksgruppenführer Mehmet Ali Talat möglicherweise die "letzte Chance" gekommen. Wenn man diese verpasse, werde man keine weitere bekommen, warnte Talat am Freitag. Er hoffe auf eine Konfliktregelung mit einem Wiedervereinigungs-Referendum Anfang 2010. Talat hatte schon früher angekündigt, dass er sich 2010 nicht mehr um die Präsidentschaft der nur von Ankara anerkannten "Türkischen Republik Nordzypern" (KKTC) bewerben wolle, sollte es nicht im laufenden Jahr zu einer Einigung kommen.

Besitzfrage

Die größten Hindernisse bei den Volksgruppenverhandlungen sind Vermögens- und Gebietsaustausch-Fragen. Die Klärung der Besitzfrage betrifft mehr als 200.000 Zyprioten. 1974 waren türkische Truppen nach einem vom damaligen griechischen Militärregime in Athen mit Wissen des US-Geheimdienstes CIA inszenierten Putsch gegen den zypriotischen Präsidenten Erzbischof Makarios auf der Insel gelandet, um deren Anschluss ("Enosis") an Griechenland zu verhindern. Sie besetzten 37,5 Prozent des Inselterritoriums. 200.000 griechische Zyprioten wurden aus dem Norden vertrieben, etwa 50.000 türkische Zyprioten flüchteten aus dem Süden in den Norden. Zu den Streitfragen gehört auch die weitere militärische Präsenz der Türkei auf der Insel.

Zypern wurde 2004 Mitglied der Europäischen Union, doch findet das EU-Regelwerk in dem von türkischen Truppen besetzten Nordteil keine Anwendung. Ein UNO-Wiedervereinigungsplan war 2004 von den griechischen Zyprioten in einem Referendum massiv verworfen worden, die türkischen Zyprioten hatten ihn dagegen gutgeheißen. Begründet wurde die Ablehnung der griechischen Zyprioten damit, dass der Plan dem Großteil der nach der türkischen Invasion 1974 aus dem Norden Vertriebenen bzw. deren Nachkommen die Rückkehr in ihre Heimatorte verwehrte, zugleich aber vorsah, dass ein beträchtlicher Teil der von der Türkei angesiedelten Festlandtürken und der türkischen Truppen auf der Insel bleiben kann. (APA/Reuters)