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Christoph Herbst soll Aufsichtsratschef werden.

Foto: Reuters

Wien - Der Flughafen Wien hat nicht nur mit dem neuen Terminal Skylink eine Großbaustelle. Auch im Aufsichtsrat rumort es kräftig: Bei der Aufsichtsratsitzung am 20. Mai ließ der Chef der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Erwin Hameseder, einen Brief verlesen, in dem er seinen Rücktritt als Flughafen-Aufsichtsrat bekannt gab. Begründung: Arbeitsüberlastung.

An der Gerüchteküche gibt es mehrere Varianten: Die Führungs-Manager bei Raiffeisen müssen "Balast abwerfen", sich also aus Tätigkeiten die nicht unmittelbar mit dem Kerngeschäft zu tun haben, zurückziehen. Die schwierigen wirtschaftlichen Zeiten erfordern eine besondere Konzentration auf das Hauptgeschäft, hieß es etwa. Zudem soll die Chemie zwischen Hameseder und dem Aufsichtsrats-Präsidenten Johannes Coreth nicht besonders gewesen sein. Wer Hameseder, der seit 2004 im Flughafen-Aufsichtsrat ist, nachfolgt ist offen. Hameseder sitzt dort auf einen Ticket vom Land Niederösterreich.

Bei einer im Sommer geplanten außerordentlichen Hauptversammlung (HV) steht neben der Nachbesetzung Hameseders jedenfalls eine größere Rochade an: Geplant sei, heißt es, dass Coreth, seit dem Vorjahr pensionierter Ex-Vorstand der NÖ-Versicherung seinen Posten als Aufsichtsratschef räumt. Er soll von Anwalt Christoph Herbst abgelöst werden, der bisher als Kleinaktionärsvertreter im Kontrollgremium vertreten ist. Herbst ist ein Vertrauter von NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll und vertritt das Land häufig in rechtlichen Fragen.

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Herbst würde dann vom Kleinaktionärsvertreter zum Kernaktionärsvertreter werden. Offen ist, ob Coreth weiter als einfaches Aufsichtsrats-Mitglied bleibt oder ganz ausscheiden muss. Vom Standard darauf angesprochen wollten Coreth und Herbst die Causa "nicht kommentieren".

Die geplante außerordentliche HV soll jedenfalls erst dann stattfinden, wenn der Endbericht zum preislich aus dem Ruder gelaufenen Terminal-Projekt Skylink fertig ist. In Eigentümerkreisen will man bis heute nicht verstehen, dass man bis Februar von Gesamtkosten in Höhe von 657 Mio. Euro sprach und wenige Wochen später von 830 Mio. Euro.

Wien und Niederösterreich sind mit jeweils 20 Prozent die Hauptaktionäre des Flughafens, zehn Prozent hält die Mitarbeiterstiftung, die restlichen 50 Prozent sind im Streubesitz. Im Aufsichtsrat stellen die Schwarzen zwar den Präsidenten, die Roten haben aber mit einer Stimme die Mehrheit. Während sich im Vorstand die beiden "Roten" Herbert Kaufmann und Gerhard Schmid schon seit Oktober 1999 halten, wechselte der Vertreter der "Schwarzen" in den vergangenen Jahren häufig: von Kurt Waniek zu Christian Domany und im März 2009 wurde der frühere NÖ-Landesrat Ernest Gabmann ins Rennen geschickt. Alle drei ÖVPler waren für Skylink verantwortlich. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 30./31.5.2009)