Journalismus ist ein schnelles Geschäft. Wenn die Zeit drängt, kommen die Finger beim Schreiben gar nicht nach. Der Adrenalinpegel ist gestiegen, die Gedanken sind voraus geeilt, der Blick ist nach innen gerichtet, die Hände fliegen über die Tasten und streifen manches „e“ nur noch flüchtig, wischen über diesen und jenen Buchstaben hinweg.

So entsteht ein Lückentext. Die Themaseite vom Montag ist ein Beispiel: Die Druckmaschine sollte schon laufen, als die Jury verkündete, Michael Haneke erhält die Goldene Palme. Der nach Cannes entsandte Reporter weiß, wie die Zeit drängt, dass die Zeitungsausfahrer schon mit den Fingern auf die Lenkräder ihrer Fahrzeuge trommeln. So kommt es, dass bei ein Studie und ausgzeichnet die „e“ fehlen, aus und ein and wird, von der philippinischen Regisseur die Rede ist. Immerhin waren wir schneller als manche Konkurrenz.

Nicht ganz so stressig ging es bei der Wiederwahl des deutschen Bundespräsidenten zu. Ein paar organisatorische Pannen brachten uns aber außer Tritt und wir schrieben, dass „schon vor der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses durch Bundespräsident Norbert Lammert im Plenarsaal Blumensträuße verteilt wurden.“ Lammert ist Präsident des deutschen Bundestages, zum Bundespräsidenten gewählt wurde wie an anderer Stelle mehrfach dargelegt Horst Köhler.

Im September steht den Deutschen die Bundestagswahl bevor. Frank-Walter Steinmeier fordert Angela Merkel heraus, er wird deshalb immer wieder als SPD-Kanzlerkandidat angesprochen. Wir haben noch etwas draufgesetzt und ihn am Montag zum Oppositionspolitiker gemacht. Möglicherweise ist er das im September, gegenwärtig gehört er als Außenminister aber durchaus noch der Regierung an.(Otto Ranftl, Leserbeauftragter/DER STANDARD, Printausgabe, 30.5.2009)