Bild nicht mehr verfügbar.

Ex-Präsident Lech Walesa braucht Geld

Foto: Reuters/Pempel

"Ich mache es für Geld." Kein Satz hat Lech Walesa, dem Nationalhelden Polens, so geschadet wie dieser. Polens einstiger Staatspräsident und früherer Chef der Gewerkschaft Solidarnosć tritt auf Wahlveranstaltungen der Anti-EU-Partei Libertas auf. In Polen schlossen sich der europaweit agierenden Partei des irischen Millionärs Declan Ganley vor allem Rechtsradikale an. Fassungslos griffen sich die Polen an den Kopf: "Was ist denn nun schon wieder in Walesa gefahren? Warum tut er das?"

Die Spekulationen hatten ein Ende, als Walesa bekannte, das Geld Ganleys zu brauchen. Der Ire habe ihm ein so lukratives Angebot gemacht, dass er es nicht abschlagen konnte. Schließlich könne er als Ex-Präsident kaum in seinen alten Beruf als Elektriker auf die Danziger Werft zurückkehren. Er bessere mit Büchern und Vorträgen seine Pension auf. Im Vergleich zu andern Ländern sei diese aber mit knapp 1000 Euro so niedrig, dass er davon nicht leben könne. Allein der Unterhalt seines Hauses koste das Doppelte, klagte er.

Journalisten und Politiker nahmen die Finanzen des Friedensnobelpreisträgers unter die Lupe. Während die Tageszeitung Dziennik Entwarnung gab, da Walesa mehrere Dutzend Vorträge im Jahr halte und dafür im Schnitt 50.000 bis 100.000 Euro kassiere, schlug Janusz Palikot von der regierenden Bürgerplattform vor, künftig allen Ex-Präsidenten das Gehalt zu zahlen, das auch der gerade amtierende Präsident erhalte. In einem Interview bekannte Walesa, für die Libertas europaweit "100 vielleicht 200 Vorträge" halten zu wollen.

Walesa kündigte nun aber an, demnächst nach Dublin fahren zu wollen, um die Iren vom Lissabon-Vertrag zu überzeugen. Also genau das Gegenteil von dem zu verkünden, für das Libertas wirbt. Für Walesa ist die plötzliche Volte kein Problem. Schon als amtierender Präsident hatte er schließlich verkündet: "Ich bin dafür und sogar dagegen." (Gabriele Lesser aus Warschau/DER STANDARD, Printausgabe, 30.5.2009)