Die Hochschülerschaft hat gewählt: Wieder Platz eins für die Aktionsgemeinschaft, noch niedrigere Wahlbeteiligung - und: E-Voting! Das politisch gehypte Experiment. Ganze 2161 Wähler loggten sich in die virtuelle Wahlkabine ein. Fast 23 Stunden nach Wahlschluss gab es noch immer kein Ergebnis der ÖH-Wahl. Das ist ein Witz.

Bei einem demokratiepolitischen Projekt dieser (potenziellen) Größe darf man erwarten, dass ordentliche Testläufe simuliert werden. Stattdessen wurden Wahlverzeichnisse von diversen Ä, Ö und Ü überrascht, als hätten die Umlaut-Namensträger die ÖH-Wahl guerillamäßig gekapert. Peinlich.

Nicht so die niedrige Wahlbeteiligung. Sie erscheint als realpolitisch rationale Entscheidung. Wie viel konkrete Mitbestimmung gesteht die "große" Politik den Studierenden denn tatsächlich zu? Eben. Kaum eine. Verständlich, dass viele Hochschüler erst gar keine Botschaft an die politischen Parteien über die Bande spielen wollten. Sie wissen zu gut, dass die Stärke der Studierendenvertretung nicht davon abhängt, ob 25 oder 80 Prozent von ihnen wählen gehen.

Die Bedeutung der studentischen Anliegen ist die, die ihnen von der Politik, aber auch der Gesellschaft, zugestanden wird. Uni-Politik - verstanden als Politik für die Studierenden durch die Schaffung von guten Rahmenbedingungen für deren "Arbeit", das Studium - setzt den gesellschaftlichen Konsens voraus, dass es wichtig ist, was an den Unis passiert. Die allermeisten Studierenden scheinen diesen Konsens zurzeit zu vermissen. Leider nicht unbegründet. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD-Printausgabe, 30./31.5/ 1.6. 2009)