Hamburg - Auf der Hamburger Reeperbahn nachts um halb sieben waren neun Jahre Flucht zu Ende: Die Polizei nahm den als einen der meistgesuchten Verbrecher Deutschlands bekannten Thomas W. fest. Im Jahr 2000 war W. nach einem Hafturlaub nicht ins Gefängnis von Moers in Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt. Dort hatte er eine Gesamtstrafe von 21 Jahren zu verbüßen.

W. wird wahrscheinlich nach Frankfurt am Main überführt. Ihm drohen bis zu 15 Jahre zusätzliche Haft. Die dortige Staatsanwaltschaft sei für ihn zuständig, da er dort nach seiner Flucht acht Jahre unter falschem Namen gelebt hatte - mit seiner Lebensgefährtin, die laut Ermittlern angibt, von seiner wahren Identität nichts gewusst zu haben. "Mittlerweile hat er auch eingeräumt, der Gesuchte zu sein", sagte ein Polizeisprecher.

Der Mann wird beschuldigt, im März dieses Jahres die Ehefrau eines leitenden Bankangestellten aus Wiesbaden entführt und 1,8 Millionen Euro Lösegeld erpresst zu haben. Der Gewaltverbrecher flüchtete durch ganz Deutschland. Auch im Taunus und im Rhein-Main-Gebiet wurde nach ihm gesucht. Spaziergänger hatten Mitte Mai angegeben, den mutmaßlichen Schwerverbrecher am Waldrand von Friedrichsdorf-Köppern gesehen zu haben. Daraufhin durchkämmte die Polizei den Wald.

100.000 Euro Belohnung

W. wird auch für mehrere Überfälle in Deutschland, Belgien und den Niederlanden verantwortlich gemacht. Er soll zudem eine Bank in Hamburg überfallen haben. Auf die Ergreifung des 56-Jährigen waren 100.000 Euro Belohnung ausgesetzt. Zweimal wurde nach ihm auch über die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" gefahndet. Doch jedes Mal verlor sich seine Spur. Die Festnahme soll durch detailreiche Hinweise eines Zeugen möglich geworden sein. In den vergangenen Jahren soll er auch von Polizisten angesprochen worden sein, die aber keinen Verdacht geschöpft hätten. (dpa, spr, DER STANDARD Print-Ausgabe, 30./31.05.2009i)