Julius Bubblesurf hat gerade das Licht der Welt erblickt. Und er hatte keine Chance darauf, kein putziges Wesen zu werden. Denn er bewohnt jetzt ein Märchenland, das auf eine Zielgruppe von unter 14-Jährigen abgestimmt ist. Als Pixie, ein elfenartiges Wesen, bekam Julius im Figureneditor rote Flügel verpasst und durchschwebt jetzt die fröhliche 3-D-Welt, um mit kleinen Aufgaben, Quests, virtuelle Münzen zu sammeln, Kart-rennen gegen Onlinefreunde und andere Minigames zu gewinnen.

Eine junge Zielgruppe

Sony versucht mit Free Realms eine junge Zielgruppe, die noch nicht in der überlaufenen World of Warcraft (WoW) lebt, in ihre Welt zu locken. Mit WoW verglichen zu werden heißt auch, sich dem Generalverdacht eines vereinnahmenden oder sogar süchtig machenden Konzepts auszusetzen. Solche Befürchtungen sind im Fall von Free Realms sicher weniger stark begründet. Geringer ausgeprägter Wettbewerbsansporn, keine vergleichbar starke Ausrichtung auf Gruppenaktivitäten und ungleich unkomplexerer Aufbau lassen hier in einer grundsätzlich anderen Liga spielen. Das heißt aber nicht, dass die Macher nicht alles getan hätten, um elfenfreundliche Gemüter nachhaltig bei der Stange zu halten.

Ninja oder Postler

Vom Entwickeln des Charakters in verschiedenen Berufen (Ninja, Chef, Postler etc.) über das Sammeln von Ausrüstungs- und Sammelgegenständen bis zum integrierten Trading-Card-Game stehen zig Möglichkeiten zur Verfügung, sich bei nicht enden wollender Gute-Laune-Musik zu zerstreuen und mit anderen zu messen. Langfristige Motivation ist für das Überleben des kostenfrei konsumierbaren Games unablässig. Immerhin sollen Spielende echtes Geld für virtuelle Haustiere und zusätzliche Ausrüstungsgegenstände lockermachen oder gar eine monatliche Gebühr von fünf Dollar für weitere Vorteile löhnen. Wenig verwunderlich, dass die Kinderwelt, wenn auch solide ohne monumentale Kitsch-Übertreibungen umgesetzt, in global verträglicher Einheitsbrei-Ästhetik daherkommt.

Kämpfen oder Kochen

Alles andere als progressiv sind auch die inhaltlichen Strukturen angelegt, was gleich zu Beginn auffällt, wenn Kind sich zwischen Kämpfen und Kochen entscheiden darf. Innerhalb des ersten Monats haben sich bei Free Realms, das über den Internetbrowser gestartet wird, mehr zwei Millionen Menschen registriert. Drei Viertel der Spielenden sind laut Sony unter 17, knapp die Hälfte unter 13 Jahre alt. Ein Drittel ist weiblich. Eine deutsche und eine PS3-Version des bisher auf Englisch und am PC spielbaren Titels sollen folgen.(Alois Pumhösel, DER STANDARD/Printausgabe vom 30.5.2009)