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Ein palästinensischer Polizist untersucht den Schauplatz der Schießerei

Foto: AP/Muheisen

Kalkilia/Jerusalem - Bei einem Feuergefecht zwischen palästinensischen Fatah-Polizisten und Hamas-Kämpfern sind im Westjordanland mindestens sechs Menschen getötet worden. Wie aus Sicherheitskreisen am Sonntag verlautete, handelt es sich bei den Opfern der Schießerei in Kalkilia um drei Polizisten, zwei Hamas-Kämpfer und eine Zivilperson. Die Hamas-Männer hätten versucht, sich ihrer Festnahme zu widersetzen. Schließlich seien die Gebäude, in denen sie sich verschanzt hatten, gestürmt worden. Die palästinensische Regierung verhängte eine Ausgangssperre über die Stadt.

Die Gewalt dürfte den Konflikt zwischen der im Gaza-Streifen herrschenden islamistischen Hamas und der im Westjordanland etablierten Fatah von Präsident Mahmoud Abbas weiter vertiefen. Monatelange Verhandlungen zwischen den beiden Organisationen in Kairo über die Bildung einer Einheitsregierung sind bisher erfolglos verlaufen. Nach palästinensischen Meinungsumfragen hat die Hamas auch bei der Bevölkerung im Westjordanland seit der dreiwöchigen israelischen Gaza-Offensive zu Jahresbeginn stark an Zustimmung gewonnen. Die Parlamentswahlen vom Jänner 2006 gewann die Hamas mit absoluter Mehrheit. Im Juni 2007 wurde die Fatah nach einem blutigen Machtkampf aus dem Gazastreifen vertrieben. Israelische Sicherheitskräfte hatten vor einigen Tagen im südlichen Westjordanland ein ranghohes Mitglied des militärischen Flügels der Hamas, "Brigaden Ezzedin al-Kassam", getötet.

Hamas macht Abbas verantwortlich

Für das Feuergefecht hat die radikale Palästinenserorganisation Hamas Präsident Mahmoud Abbas persönlich verantwortlich gemacht. "Abbas ist persönlich verantwortlich für das Attentat auf die heiligen Krieger", sagte Hamas-Sprecher Fawzi Barhoum. In einer Stellungnahme des Hamas-Innenministeriums in Gaza war sogar von "Hochverrat" die Rede. Der Vorfall in Kalkilia sei "die Vorbereitung auf eine neue Ära und ein Versuch, unsere militanten Mitglieder loszuwerden", hieß es in einer Erklärung des militärischen Hamas-Arms "Brigaden Ezzedin al-Kassam". Dies werde zu einer "Explosion" im Westjordanland führen.

"Abbas, seine Behörde und seine Sicherheitsdienste" arbeiteten "im Auftrag der Zionisten", hieß es in dem Hamas-Kommuniqué. Mit dem "abscheulichen Verbrechen" hätten sie "die rote Linie überschritten". Unter den in Kalkilia von Abbas-Leuten kaltblütig getöteten "Märtyrern" befinde sich Mohammad Samman, Chef der Kassam-Brigaden im nördlichen Westjordanland.

Die Hamas hatte bereits die jüngste USA-Reise von Abbas als "eine Fortsetzung der Bettelei und der verlorenen Wetten auf die USA und die Zionisten" kritisiert.
(APA/Reuters/dpa)