Mailand - Wegen der Fiat-Niederlage im Kampf um Opel ist die italienische Regierung schwer unter Beschuss geraten. Gewerkschaften und Opposition warfen der konservativen Führung am Sonntag eine mangelhafte Unterstützung für den Turiner Konzern vor. "Von der italienischen Regierung war kaum etwas zu sehen", sagte der Chef der Gewerkschaft CGIL, Guglielmo Epifani, der Zeitung "La Repubblica". Dabei habe sowohl in Detroit als auch in Berlin die Politik entschieden.

Die Regierung habe eine Chance zugunsten der heimischen Industrie vertan, kritisierte Oppositionsführer Dario Franceschini. "Andere Regierungen haben ihre Unternehmen sehr stark unterstützt. Unsere Seite war etwas abgelenkt", sagte der Mitte-Links-Politiker in Anspielung auf das Scheidungsverfahren von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, das die italienische Öffentlichkeit in Atem hält.

"Berlusconi nicht gefragt worden"

Wirtschaftsminister Giulio Tremonti verteidigte die Regierung. Berlusconi hätte genügend Einfluss gehabt, aber er sei nicht gefragt worden. Zugleich hielt er den Fiat-Verhandlungspartnern ein falsches Spiel vor. "Unsere Industrie ging nach Berlin, um Fußball zu spielen, in gutem Glauben an die Regeln. Aber plötzlich wurde das Spiel gewechselt. Sie haben Rugby gespielt und ihre Hände benutzt", sagte Tremonti. Auch hätten sich die deutsche und die russische Regierung eingemischt.

Auch finanziell sei Fiat im Bieterstreit gegen den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und dessen russische Partner nicht zu unterstützen gewesen, sagte Tremonti. Fiats Forderungen nach europaweiten Staatshilfen über sechs Milliarden Euro für eine Opel-Übernahme hätten letztlich die Staatsschulden erhöht und zu Steuererhöhungen geführt. (APA/Reuters)