Nairobi/N'Djamena - Bei Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen im Osten des zentralafrikanischen Staates Tschad sind in den vergangenen Wochen nach UNO-Angaben mehr als 80 Kindersoldaten gefangen genommen worden. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) führt derzeit Verhandlungen über die Freilassung der Jugendlichen, berichtete der britische Sender BBC am Sonntag. Mitte vergangener Woche hätten UNO-Mitarbeiter mit Gesprächen mit den Kindersoldaten begonnen, die zum Teil erst 13 Jahre alt sein sollen.

Die Kinder und Jugendlichen waren von der vom Sudan unterstützten Rebellenbewegung "Union der Widerstandstruppen" (UFR) Anfang Mai zum Kampf gegen die Regierungstruppen von Präsident Idriss Déby gezwungen worden. Während der Kämpfe um die Stadt Am Dam im Osten waren mehr als 200 UFR-Kämpfer gefangen genommen worden. Die tschadische Regierung sprach anschließend von einem Sieg über die Rebellen, die ihre Offensive aufgeben mussten. Die Vereinten Nationen und das Internationale Rote Kreuz bemühten sich seitdem um Zugang zu den Kindersoldaten und eine Freilassung der Jugendlichen.

Sanktionen

Als amtierender Vorsitzender der Afrikanischen Union (AU) will Libyens Revolutionsführer Muammar Gaddafi eine Streitbeilegung zwischen dem Sudan und dem Tschad notfalls auch mit Sanktionen durchsetzen. Bei der Eröffnung eines Gipfeltreffens der Gemeinschaft der Sahel- und Sahara-Staaten (CEN-SAD) in Sabratha, 65 Kilometer westlich von Tripolis, appellierte Gaddafi am Freitagabend an die verfeindeten Staatschefs Omar Hassan al-Bashir und Idriss Déby, "Weisheit" zu zeigen und "ihrer Verantwortung gegenüber ihren Völkern und ganz Afrika gerecht zu werden". Über die Art der angedachten Sanktionen machte Gaddafi keine Angaben.

Der bewaffnete Konflikt zwischen dem Sudan und dem Tschad hatte sich zuletzt verschärft. Der tschadische Präsident Déby hatte die Entschlossenheit seiner Regierung bekräftigt, die vom Sudan unterstützten Rebellen auch jenseits der Grenze zu verfolgen, um mit der Rebellion "endgültig Schluss zu machen". Die sudanesische Regierung hatte gegen angebliche Bombenangriffe tschadischer Militärflugzeuge protestiert und der Regierung in N'Djamena mit "Konsequenzen" gedroht. N'Djamena macht Khartum für die Bewaffnung der Rebellen-Milizen im Osttschad verantwortlich.

Bashir steht international unter Druck, seitdem der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hat. In der an den Tschad angrenzenden Region Darfur sind seit 2003 nach UNO-Schätzungen etwa 300.000 Menschen gewaltsam umgekommen. Regimetreue arabische Janjaweed-Reitermilizen terrorisieren die ansässige Bevölkerung. 2,5 Millionen Menschen wurden vertrieben, eine Viertelmillion flüchtete über die Grenze in den Tschad. Die Verantwortung für Vertreibung, Mord und Vergewaltigung trage an erster Stelle Bashir, hatte der IStGH festgestellt. (APA/dpa)