Bild nicht mehr verfügbar.

Der ehemalige Präsident der USA, Jimmy Carter (links), trifft den Diplomaten des libanesischen Außenministeriums Georg Siam (rechts).

Foto: EPA/WAEL HAMZEH

Beirut - Der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete amerikanische Ex-Präsident Jimmy Carter (84) befindet sich unter den rund 200 ausländischen Wahlbeobachtern, die zur Kontrolle der Parlamentswahlen am 7. Juni im Libanon erwartet werden. Eigene Beobachterteams entsenden die Arabische Liga und die Europäische Union, wie Innenminister Ziad Baroud am Sonntag in Beirut mitteilte. Insgesamt 50.000 Polizisten, Gendarmen und Soldaten würden landesweit im Einsatz sein, um den Urnengang zu sichern. Ein präziser Regierungsplan berücksichtige "sämtliche Risiken" in allen 26 Wahlkreisen, sagte der Minister der Beiruter Allparteienregierung.

Das vom 39. Präsidenten der USA ins Leben gerufene "Carter Center" in Atlanta in seinem Heimatstaat Georgia hat sich einen Namen als Friedensforschungsinstitut und internationale Begegnungsstätte gemacht und ist auf Wahlbeobachtung spezialisiert.

Spionageaffäre

Um die 128 Abgeordnetensitze bewerben sich insgesamt 587 Kandidaten. Dem prowestlichen und antisyrischen Lager um den "Block der Zukunft" von Saad Hariri, Sohn des 2005 ermordeten Ex-Premier Rafik Hariri, steht eine von Syrien und dem Iran unterstützte schiitisch-christliche Allianz gegenüber, zu der die radikale Hisbollah und die Freie Patriotische Bewegung (CPL) des christlichen Ex-Armeechefs General Michel Aoun gehören. Knapp ausfallen dürften die Wahlergebnisse in einigen Christen-Hochburgen wie Zahlé in der Bekaa-Ebene und dem Metn-Gebiet nordöstlich von Beirut, während der Hisbollah in den meisten südlichen Wahlkreisen mit schiitischer Mehrheit der Sieg gewiss ist.

Die letzte Wahlkampf-Phase wird ganz von der Affäre um die Aufdeckung eines Spionagerings in israelischen Diensten beherrscht. Neben dem pensionierten General Adib el-Alam werden inzwischen 22 weitere Personen verdächtigt, gegen mehrere von ihnen ist wegen Hochverrats und Kollaboration mit dem Feind bereits Anklage erhoben worden, zwei Spionageverdächtige haben sich mit ihren Familien nach Israel abgesetzt.

Das libanesische Parlament ist aus 64 Muslimen und 64 Christen zusammengesetzt. Nach dem institutionalisierten Religionsproporz ist der Staatspräsident maronitischer Christ, der Regierungschef sunnitischer und der Parlamentsvorsitzende schiitischer Muslim. Nach der Wahl des Konsenskandidaten General Michel Sleimane zum Staatsoberhaupt vor einem Jahr wurde in Beirut ein Allparteienkabinett unter Ministerpräsident Fouad Siniora gebildet, in dem die frühere Opposition unter Führung der Hisbollah über eine Sperrminorität verfügt. (APA)