Frankfurt/Doha - Der hoch verschuldete deutsche Sportwagenhersteller Porsche kann sich Hoffnungen auf einen Einstieg von Katar machen. Das Emirat erwägt nach Aussage des Ministerpräsidenten Scheich Hamad bin Jassem Al-Thani einen Einstieg bei Porsche oder einem anderen deutschen Autohersteller. "Diese Angelegenheit wird derzeit geprüft", sagte Al-Thani der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag. Aus juristischen Gründen könne er jedoch nicht mehr dazu sagen.

Mit einem Investor würde sich Porsche etwas Luft verschaffen im Machtkampf mit VW-Patriach und Porsche-Mitgesellschafter Ferdinand Piech, der das Unternehmen als zehnte Marke in den Volkswagen-Konzern eingliedern will. Porsche drücken seit der Übernahme eines Kontrollanteils am deutlich größeren VW-Konzern Schulden von neun Milliarden Euro. Daher befindet sich das im süddeutschen Zuffenhausen beheimatete Unternehmen auf der Suche nach einem Geldgeber. Erst Mitte Mai hatte ein Porsche-Sprecher gesagt, der Autobauer führe vielversprechende Gespräche mit einem möglichen Investor. Neben Katar wird an den Börsen auch über Abu Dhabi und Kuwait als mögliche Interessenten spekuliert.

"Völlig falsch"

Nach Einschätzung des baden-württembergischen SPD-Fraktionsvorsitzenden Claus Schmiedel steht Porsche im operativen Geschäft besser da als mancher Konkurrent. Im laufenden Geschäftsjahr 2008/09 (zum 31. Juli) dürften etwa 80.000 Sportwagen verkauft und damit ein operativer Gewinn von 700 bis 800 Millionen Euro erzielt werden, sagte Schmiedel den "Stuttgarter Nachrichten". Im kommenden Geschäftsjahr 2009/10 werde Porsche zudem voraussichtlich wieder mehr als 100.000 Fahrzeuge absetzen und dann auch wieder mehr als eine Milliarde Euro Gewinn erzielen, sagte er weiter. Der Eindruck, Porsche sei an die Wand gefahren worden und bräuchte dringend Hilfe aus Steuergeldern, sei daher "völlig falsch", sagte Schmiedel unter Berufung auf ein Gespräch mit Porsche-Finanzvorstand Holger Härter.

Mit Blick auf eine gemeinsame Zukunft sprach VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh der Porsche-Führung unter Konzernchef Wendelin Wiedeking das Misstrauen aus. "Wir haben kein Vertrauen zu Wiedeking und Härter", sagte Osterloh der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Deren Attacken gegen die Rechte der Beschäftigten bei Volkswagen und gegen das VW-Gesetz, aber auch das Verhalten insgesamt beim Versuch, Volkswagen zu übernehmen, haben bei uns tiefe Spuren hinterlassen."

Osterloh erneuerte seine Forderungen nach mehr Transparenz in den Gesprächen über einen Zusammenschluss beider Firmen. Die VW-Arbeitnehmer wollten wissen, wie es bei Porsche um Liquidität, Verschuldung und Optionsgeschäfte mit VW-Aktien bestellt sei. Sollten Kosten und Risiken nicht beherrschbar erscheinen, "wird es eben keinen Zusammenschluss geben", sagte Osterloh. Die Gespräche zwischen beiden Autoherstellern liefen momentan nur auf Vorstandsebene, sagte er. Das Verhandlungsgremium, in dem alle Beteiligten vom Land über die Unternehmen bis zu den Arbeitnehmervertretern an einem Tisch säßen, sei derzeit nicht mit dem Thema befasst. (APA/Reuters)