Microsoft präsentierte "eine neue Art des Videospielens" mit Natal.

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Natal: Spieler können mit exakten Bewegungen mit der virtuellen Welt intagieren.

REUTERS/Fred Prouser

Microsoft hat am Dienstag im Rahmen der Videospielmesse Electronic Entertainment Expo seine künftigen Projekte für die Spielkonsole Xbox 360 präsentiert:

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Im Rampenlicht stand eine neuartige 3D-Kamera mit dem Codenamen "Natal", die es Spielern erlauben soll, Spiele ganz ohne Eingabegerät auf natürliche Weise zu steuern und zu erleben. Natal befindet sich derzeit noch in Entwicklung und dürfte frühestens Ende 2010 Marktreife erlangen. Entwicklungsgeräte wurden gerade erst an Spielehersteller ausgeliefert.

"Emotionale Technologie"

In einer Präsentation demonstrierte Microsoft die Technologie mit Hilfe von möglichen Anwendungen. Natal, bestehend aus einer gewöhnlichen Kamera und einem Infrarotsensor sowie mehreren Mikrofonen erkennt detaillierte Körperbewegungen wie boxen, hüpfen, treten oder winken, registriert Gesichter und reagiert auf Sprachbefehle. So konnten die Präsentatoren etwa unzählige virtuelle Bälle gleichzeitig mit Hand und Fuß abwehren oder mit einfachen Gesten Bilder malen. Die Kamera erkannte den Nutzer, worauf das Spiel ihn namentlich begrüßte. Per Sprachbefehl ließen sich Malfarben auswählen.

Spielentwickler Peter Molyneux von Lionhead zeigte abschließend ein tatsächliches Spielkonzept namens "Milo". Milo ist ein virtueller, detailliert gestalteter Charakter, der auf "emotionale Art" mit dem Anwender interagiert. In einem Demo-Film begrüßte er die Spielerin, antwortete auf ihre Fragen und wies fließend in eine Spielumgebung ein. Die Spielerin konnte beim gemeinsamen Fischen mit den Fingern über das Wasser streichen, worauf sich die Wellen adäquat bewegten. Abschließend malte die Spielerin noch einen Fisch auf ein Blatt Papier und gab das Bild über die Kamera dem virtuellen Spielgefährten. Milo erhielt auf der virtuellen Seite die Zeichnung und erkannte den Fisch.

Ein Hauch Minority Report

Im Gegensatz zu bisherigen Kamera-basierten Eingabegeräten wie "EyeToy" sei Natal dank Infrarot-Abtastung nicht von speziellen Lichtverhältnissen abhängig. Neben eigentlichen Spielen kann mit Natal auch das Menü der Xbox bedient werden, was ein wenig an Bilder aus dem Film "Minority Report" erinnert. Natal soll auch mehrere Stimmen erkennen und Anwender unterscheiden können.

Für Microsoft sei dies ein weiterer Schritt, um allen Menschen das "Erlebnis" Videospiele zu ermöglichen. Effektvoll holte man Regisseur Steven Spielberg auf die Bühne, der sich von dem Projekt begeistert zeigte. "Es ist nicht als ob man das Rad neu erfinden würde, sondern, als ob es überhaupt kein Rad mehr gäbe", scherzte Spielberg vor versammelten Journalisten in Los Angeles.

Angriff auf Wii

Während der Präsentation Natals kam es noch zu einigen kleinen Fehldarstellungen. Das Gerät solle in Zukunft aber mit allen Xbox 360-Konsolen funktionieren und werde in den kommenden Tagen "hinter dem Vorhang" ausgewählten Journalisten gezeigt.

Microsoft machte klar mehr vom Casual-Gaming-Markt abgraben zu wollen, den zurzeit Nintendos Wii deutlich beherrscht. 60 Prozent der Haushalte besäßen aber überhaupt noch keine Spielkonsole – Platz für "Natal" sei jedenfalls reichlich gegeben. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 1.6.2006)