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Rechnen mit keinerlei Problemen durch das Kartellrecht: Styria-Chef Horst Pirker soll 70 Prozent am neuen Verlagsriesen halten und hat damit mehr das Sagen als Moser-Chef Hermann Petz.

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Der neue Verlagsriese.

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Das Verlagsgebäuder des Styria Medien Verlags in Graz (oben) und der Eingangsbereich des Sitzes der Tiroler Moser Holding in Innsbruck.

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Wien – Vergangene Woche dementierte die Styria noch. Jetzt bestätigt die Verlagsgruppe offiziell STANDARD-Infos über Verflechtungen mit der Tiroler Moser Holding. Die Styria Medien AG soll rund 70 Prozent am gemeinsamen Unternehmen halten, in das sie die Kleine Zeitung einbringt, weiters die Antenne-Radios in der Steiermark und Kärnten sowie Druckereien. Überregionale (Presse, Wirtschaftsblatt) und internationale Aktivitäten sind nicht Teil des Deals.

Mit dem Zusammengehen überholen Styria und Moser die Mediaprint als zweitgrößtes heimisches Medienunternehmen, Dimensionen, die die Bundeswettbewerbsbehörde kartellrechtlich bewilligen muss. "Merkwürdig", findet es dann Behördensprecher Stefan Keznickl, dass eine Anmeldung zur Prüfung noch ausblieb.

Unübliche Verzögerungen


Verzögerungen gab es etwa bei AUA-Übernahme oder Stromlösung, sie gelten aber als eher unüblich. "Normalerweise gibt es Vorgespräche mit der Bundeswettbewerbsbehörde. Wir haben von der Sache aus den Medien erfahren", wundert sich Keznickl. Das dürfte den Konzernchefs kein Kopfzerbrechen bereiten. Sie rechnen mit einer Zustimmung, ließen Styria-Boss Horst Pirker und Hermann Petz von der Moser Holding via APA ausrichten. Die Behörde will den Antrag "aufmerksam lesen und prüfen", verspricht Keznickl.

Der Gesamtkonzern Styria meldete im STANDARD-Umsatzranking 486 Millionen Euro, davon 136 im Ausland. 221 Millionen Euro setzt laut Konzernangaben die Moser Holding um.

Gegengewicht zur Krone

Dem hochkonzentrierten Medienmarkt steht damit ein ereignisreicher Herbst bevor. Mit dem bis Herbst erwarteten Rückkauf der WAZ-Anteile durch Hans Dichand könnte der Mediaprint die Kronen Zeitung abspringen. Pirker will "ein glaubwürdiges Gegengewicht zur auch demokratiepolitisch belastenden Dominanz von Kronen Zeitung und Mediaprint bilden". Kurier und Krone gehört der Verlagsriese Mediaprint mit 485 Umsatzmillionen.

Fehlende Regulatoren

Auswirkungen auf Österreichs Medienlandschaft durch die gegenwärtigen Verwerfungen beurteilt der Medienforscher Hannes Haas vom Wiener Publizistikinstitut allerdings kritisch. Er ortet vor allem Fehlleistungen der Medienpolitik: "Der mediale Wandel wurde unterschätzt, das Internet einfach verschlafen." Gefunden habe man "offensichtlich die alten Modelle: Ankauf, Zusammenschluss, Marktbereinigung". Haas bemängelt fehlende Regulatoren in der heimischen Medienpolitik: "Die strategische Ausrichtung der österreichischen Medienunternehmen folgt dem biblischen Matthäus-Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben."

Abwesende Medienpolitik

Die Abwesenheit österreichischer Medienpolitik zeichne sich bereits als Konstante ab. Haas sieht die Zukunft düster: "Sollten bei drastisch verschlechtertem Umfeld Medienunternehmen Staatsgelder verlangen, wird man überrascht, aber bemüht sein. Und ohne Konzepte, denn diese müssten jetzt erarbeitet werden. Der Medienforscher fordert eine Reform der Presseförderung mit klaren medienpolitischen Zielen, "etwa der Förderung von Vielfalt und der Unterstützung bei Investitionen in die Infrastruktur für Qualität.

Gewerkschaft "leicht besorgt"

"Leichte Besorgnis" meldete nach Bekanntwerden der Pläne die Journalistengewerkschaft an. Da es sich bei den beiden Verlagen laut Gewerkschaftsvorsitzendem Franz C. Bauer um "Kollektivvertrags-Brecher" handle, sei man besorgt. "Wir gehen davon aus, dass die beiden in einem gemeinsamen finanzkräftigen Unternehmen den Kollektivvertrag ernst nehmen werden", so Bauer. Grundsätzlich begrüße die Gewerkschaft aber "jeden Schritt, der geeignet ist, die österreichischen Medien zu stärken". (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 3.6.2009, online ergänzt: APA)