Peking - Kurz vor dem 20. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Pekinger Tiananmen-Platz hat die chinesische Polizei einen Dissidenten festgenommen. Der Oppositionelle Wu Gaoxing, der nach der Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung 1989 zwei Jahre im Gefängnis saß, wurde bereits am Samstag festgenommen, wie der Dissident Chen Longde am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Wu wollte denmnach anlässlich des Jahrestages einen offenen Brief veröffentlichen, der von Chen und drei weiteren Regierungskritikern mitunterzeichnet wurde. Darin forderten sie eine finanzielle Entschädigung für frühere politische Häftlinge, die ihre Arbeit und ihr Anrecht auf Krankenversicherung und Rente verloren hätten, sagte Chen.

Am Wochenende hatte es in Hongkong erste Gedenkveranstaltungen Jahren gegeben, 13 Studenten traten in einen Hungerstreik. Sie wollen bis Donnerstag keine Nahrung aufnehmen, um an den Hungerstreik hunderter Studenten auf dem Tiananmen-Platz 1989 zu erinnern. Die chinesischen Behörden haben vor dem Jahrestag die Überwachung von Dissidenten verstärkt. Der 76-jährige Bao Tong, der als ranghohes Mitglied der Kommunistischen Partei mit den Studenten sympathisiert hatte und dafür ins Gefängnis kam, musste Peking vorübergehend verlassen. Auch die 72-jährige ehemalige Universitätsprofessorin und Gründerin der Bewegung der "Tiananmen-Mütter", Ding Zilin, wurde nach eigenen Angaben zum Verlassen der Hauptstadt aufgefordert. Sie habe dies aber abgelehnt, sagte sie der AFP. (APA/AFP)