Eine Gruppe von muslimischen Klerikern an der Al-Azhar-Universität und -Moschee in Kairo, der höchsten theologischen Autorität im sunnitischen Islam, hat einen Satelliten-Fernsehsender zur Förderung der moderaten Glaubensströmung gegründet. Der Sender "Azhari" solle die Kompetenz von Hochschulabsolventen nutzen, um extremistischen und ignoranten Interpretationen der Religion entgegenzuwirken, sagte Scheich Khaled al-Guindy vom Obersten Rat für Islamische Angelegenheiten in Ägypten am Mittwoch.

Die Sendungen sollen Mitte August aufgenommen werden, zu Beginn des Fastenmonats Ramadan. Sendesprachen sind Englisch und Arabisch, später sollen Türkisch und Hindi hinzukommen. Das Programm soll von Europa bis Südostasien zu empfangen sein. Im Nahen Osten gibt es Dutzende von islamischen Satellitensendern. Viele von ihnen werden von konservativen Kräften in den Golf-Monarchien finanziert.

Die Al-Azhar-Universität in Kairo steht in enger Verbindung mit der ägyptischen Regierung. Guindy betonte aber, dass der Sender "völlig unabhängig" sei. Mit ihren Fatwas (religiöse Rechtsgutachten) bestimmt Al-Azhar maßgeblich soziale und ethische Belange von einer Milliarde Sunniten.

Der 43. Großscheich von Al-Azhar, Mohammed Sayed al-Tantawi, hatte 2002 gemeinsam mit dem damaligen anglikanischen Primas und Erzbischof von Canterbury, George Carey, eine islamisch-christlich-jüdische Dialogkonferenz in Alexandria organisiert. In der damaligen "Alexandria-Erklärung", die auch von dem israelischen Rabbiner und Politiker Michael Melchior unterzeichnet wurde, war zu einer Verständigung zwischen den drei monotheistischen Weltreligionen und zu einem Ende der Gewalt im Nahen Osten aufgerufen worden. Tantawi hatte in Kairo Massendemonstrationen gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen angeführt. Er verdammte den Al-Kaida-Terrorismus als antiislamisch, bekundete aber Verständnis für den antiamerikanischen Widerstand im Irak. (APA/AP)