Stein des Anstoßes: Ein Kinderbuch, in dem der Prinz nicht die Prinzessin, sondern einen anderen Prinzen küsst.

Foto: Buchcover/Amazon

Vilnius - Ein holländisches Kinderbuch, in dem sich zwei Prinzen ineinander verlieben und am Schluss küssen, ist in Litauen Anlassfall für eine Gesetzesinitiative, um dieses und vergleichbare Bücher aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Das Verbot der "öffentlichen Verbreitung von zu Homosexualität anspornenden Informationen für Minderjährige" ist bereits unterwegs.

Die erste Hürde für das Verbot wurde im Parlament (Seimas) in Vilnius am Dienstag genommen. Für den Gesetzesantrag der Regierung stimmten in erster Lesung 65 Abgeordnete und nur zwei dagegen. Allerdings braucht das Gesetz in der für kommenden Woche geplanten dritten Lesung eine Mehrheit von 71 der 171 Abgeordneten, um beschlossen zu werden.

Keine Toleranz gegenüber EU-Toleranzprogramm

Das auch auf Deutsch erschienene, als bebildertes Märchen konzipierte Buch der NiederländerInnen Linda de Haan und Stern Nijand, "König und König", wurde im Rahmen des EU-Programms Leonardo da Vinci "zur Förderung von Toleranz" unter anderem in Kindergärten in Litauen vorgelesen. Dies hatte teils wütende Proteste von Elternvereinigungen zur Folge und führte zur Verurteilung der Vorlesungen durch Sozialminister Rimantas Dagys. In Deutschland wird das Buch ab einem Alter von vier bis fünf Jahren empfohlen.

Jugendschutz

Während sich litauische Schwulen- und Lesbenvereinigungen über den Gesetzesvorschlag entsetzt zeigten und sich auch Teile der litauischen Presse auf ihre Seite stellten, verteidigte die Regierung ihre Initiative zu dem geplanten Verbot mit dem Jugendschutz. Lina Joskaudaite vom Parlamentsausschuss für Bildung und Kultur verwies darauf, dass im selben Gesetzesvorschlag auch neue Beschränkungen für die Anwendung von Hypnose-Methoden sowie dem Zeigen von Verwundeten und Toten im Fernsehen enthalten seien. (APA)