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Nein, er singt nicht selbst, aber er schreibt für Sänger - Opernkomponist Franz Koglmann.
Der Wiener Komponist Franz Koglmann, subtiler Advokat der Verbindung zwischen Jazz und Klassik, begibt sich ins Reich des Musiktheaters: Heute wird "Fear Death by Water" uraufgeführt.
Wien - Wie die Jahre so ins Land ziehen, nützen sich musikästhetische Konzepte mitunter eher ein wenig sehr ab. Wer wüsste das besser als Franz Koglmann, der einst schon polemisch zugespitzt vom Tod des Jazzsolos sprach und in der Rolle des arrogant posierenden Außenseiters auch imagemäßig einen erfrischenden Kontrast zur Mainstreamvorstellung vom Jazzer an sich bot.
Es ging dem Wiener Flügelhornisten und Komponisten um die verdrängte Einsicht, dass sich ein gewisser Leerlauf eingeschlichen hatte - im oft expressiven Stil der jazzigen Freiheitsentfaltung durch Töne. Er selbst setzte dem eine gewisse melancholische Kühle mit starkem Hang zu komponierten Strukturen entgegen; Jazz und Europäische Moderne verschmolzen zu einer subtilen, detailverliebten Klangsprache. Und dabei ist es eigentlich geblieben.
Doch auch innerhalb der persönlichen Komponierwelt Koglmanns kam es zu Abnützungseffekten und somit zu Aufgabenverschiebungen, weshalb es wohl passierte, dass die Suche nach neuen Betätigungsfeldern nun so etwas wie eine Oper gebar. "Ich habe mich bisher auch von Texten inspirieren lassen, das waren dann gleichsam Lieder ohne Worte. Aber natürlich war ich auch auf der Suche nach Abwechslung. Das direkte Schreiben für die Stimme ist reizvoll und eigentlich leicht, den Sängern macht das Ergebnis Spaß, und sie sagen, ich hätte eine Theaterpranke", freut sich Koglmann - und möchte nach seinem Erstling Fear Death by Water, der heute uraufgeführt wird, in dieser Musiktheaterrichtung weitermachen: "Es soll etwas Witziges, Zeitgemäßes sein - Szene aus dem Leben."
Witzig ist bei Fear Death by Water zumindest, dass man dem Untertitel "A Beach Opera" gemäß die Halle E im Museumsquartier mit Sand anfüllen wird, der Kontakt zum Schuhwerk der Zuhörer sucht. Ein zureichender Schmunzelgrund dürfte auch sein, dass Koglmann und das Monoblue Quartet als Strandkapelle agieren werden - eine Reminiszenz an ein Café an der US-Westküste, in dem der Cooljazz eine Heimat hatte.
Ansonsten geht es in dieser Produktion der NetzZeit-Gruppe und des ensembles XX jahrhundert allerdings eher "um die schrecklichen Dinge, die in einem Menschen vorgehen können". Das Werk, nach Koglmann "ein Nummernstück", basiert auf T. S. Eliots Gedicht The Waste Land. Nachdem sich der Dichter jedoch testamentarisch eine Theatralisierung verbeten hat, durfte Autor Christian Baier nur Motive aus The Waste Land in ein eigenes Libretto einarbeiten.
Es geht um eine Wohlstandsgesellschaft und ihre vergeblichen Verdrängungskünste. Erinnerungen an Krieg, Gewalt und Untergang werden in Beiläufigkeit und Banalität umgewandelt. Die Katastrophe ist damit allerdings nicht zu verhindern. "Das Ganze ist ziemlich abstrakt, ich muss zurzeit sehr viel erklären", sagt Koglmann. Bezüglich der dazugehörigen Musik ist es etwas leichter - er nennt sie "ziemlich eklektisch. Einst versuchte ich Klischees zu vermeiden, jetzt habe ich einen gewissen Spaß daran, sie zu verwenden, mit ihnen zu spielen. Man könnte auch sagen, das hier ist dekonstruierter Cooljazz im Opernkontext." (DER STANDARD, Printausgabe, 18.3.2003)