Klagenfurt - Das im vergangenen Jahr als erste derartige Einrichtung in Österreich eröffnete Zentrum für Lymphologie am LKH Wolfsberg entwickelt sich immer mehr zu einer Parade-Institution. In dem jetzt vorliegenden Evaluierungsbericht des Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheitswesen (ÖBIG) wird der Abteilung unter Primarius Walter Döller ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt und gleichzeitig eine Aufstockung der Bettenzahl angeregt.

Das Zentrum für Lymphologie war im Jänner des Vorjahres als ein Pilotprojekt gestartet worden. Es war im wahrsten Sinn des Wortes ein "Vorstoß in medizinisches Brachland" in Österreich, Zwar leiden bundesweit rund 60.000 Personen an Erkrankungen des Lymphsystems, eine eigene Spezialklinik gab es jedoch noch nicht. Die Patienten mit schweren Lymphödemen mussten nach Deutschland ausweichen.

Halbkreislauf

Das Lymphsystem ist ein Halbkreislauf neben dem Blutkreislauf. Es dient zur Reinigung des Körpers von Eiweiß und Abfallstoffen. Lymphprobleme haben für die Betroffenen gravierende Folgen: "Gliedmaßen oder innere Organe schwellen teils unvorstellbar stark an", erläutert Klinikvorstand Döller. "Es gibt Fälle, wo auf Grund von Lymphproblemen die Beine von Patienten etwa den drei bis vierfachen Umfang bekamen wie vorher."

Der häufigste Grund für ein Lymphödem ist Brustkrebs bei Frauen. Lymphknoten müssen hier sehr oft operativ entfernt werden. Da Lymphknoten aber eine Filterfunktion haben, fällt diese Funktion jetzt aus. Spezielle Therapien und Behandlungen sind daher nötig. Es gibt allerdings auch andere Ursachen für Lymphprobleme.

Hilfe zur Selbsthilfe

"Paradebeispiel" für die erfolgreiche Arbeit der Wolfsberger Lymphklinik ist der Fall einer Patientin, die im vergangenen Jahr nach einer Reihe erfolgloser Behandlungen in anderen Krankenhäusern auf Grund von enormen Anschwellungen 270 Kilogramm auf die Waage brachte und kaum noch bewegungsfähig war. Heute steht die Frau durch die Behandlung in der Lymphklinik sowie auf Grund der notwendigen begleitenden Operationen mit 125 kg im wahrsten Sinn des Wortes wieder auf eigenen Beinen.

Am Beginn jeder Akutbehandlung steht die klare Abklärung der Ursachen. "In der Phase der Rehabilitation bedarf es einer täglichen Behandlung mit Lymphdrainagen, speziellen Kompressionsbandagen, Gymnastik und einer Hautbehandlung. Es gilt das Ödem zu reduzieren und zu stabilisieren", dazu Prim. Döller. "Eine wesentliche Arbeit ist die Schulung im täglichen Umgang mit dem Leiden. Wir bieten daher auch Hilfe zur richtigen täglichen Selbsthilfe." Im Zentrum für Lymphologie steht ein multiprofessionelles Team von Medizinern, Pflegern und Therapeuten zur Verfügung. (APA)