Kairo - Die US-Armee will das Hauptquartier für ihre Einheiten im Norden des Irak nach Informationen der arabischen Zeitung "Al Hayat" in der kurdischen Kleinstadt Salaheddin bei Arbil (Erbil) einrichten. Die Demokratische Partei Kurdistans (KDP), die das Gebiet um Salaheddin kontrolliert, habe deshalb in den vergangenen Tagen zahlreiche öffentliche Gebäude geräumt und den Einwohnern der Stadt nahe gelegt, in die Berge oder in andere Städte zu gehen. Die Zeitung berichtete am Dienstag, die Zahl der kurdischen Kämpfer in ihren Stellungen an der Grenze zu dem von Präsident Saddam Hussein kontrollierten Landesteil habe sich in den vergangenen Tagen verdoppelt. Unterdessen strömen weiter irakische Familien in das halbautonome nordirakische Kurdengebiet. Nach Informationen von "Al Hayat" sind die meisten von ihnen Kurden oder Christen. Vor allem aus der Stadt Kirkuk habe ein regelrechter Exodus eingesetzt, da hier "chaotische Zustände" erwartet würden.
Die Einwohner von Kirkuk hätten nicht nur Angst vor Kämpfen zwischen Regierungstruppen und amerikanischen Soldaten oder kurdischen Milizionären, sondern auch vor gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den vorwiegend kurdischen Familien, die von der Regierung in Bagdad umgesiedelt worden waren, und den neuen arabischen Bewohnern.
Kurdenführer kündigt Aufstand an
Der nordirakische Kurdenführer Massud Barzani hatte einen allgemeinen Aufstand angekündigt, falls die türkische Armee in die Kurdengebiete einmarschieren sollte. "Selbst wenn die türkischen Truppen unter amerikanischem Kommando stünden, wäre das für uns völlig unannehmbar", betonte der KDP-Vorsitzende in Salaheddin.
In Ankara finden am Dienstag Gespräche zwischen mit dem US-Sonderemissär Zalmay Khalilzad, der türkischen Regierung und Vertretern der nordirakischen Kurden statt. Der türkische Verteidigungsminister Vecdi Gönül hatte erklärt, die USA und die Türkei hätten unter anderem die Entwaffnung der Kurdenparteien im Nordirak vereinbart. Die KDP hatte daraufhin verkündet, eine türkische Besatzung wäre "noch widerwärtiger" als das Bagdader Regime.
Die irakischen Nordprovinzen Arbil, Suleimaniya und Dohuk werden seit dem Golfkrieg 1991 von der KDP Barzanis und der mit ihr rivalisierenden Patriotischen Union Kurdistans (PUK) von Jalal Talabani verwaltet. Die PUK beherrscht den östlichen Teil an der Grenze zum Iran, die KDP das Grenzgebiet zur Türkei. KDP und PUK haben zusammen rund 100.000 Mann unter Waffen. Der türkische Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer hatte erklärt, die nordirakische Kurdenregion sei "direkt" mit der nationalen Sicherheit der Türkei verbunden. (APA/dpa)