Wien - Sorgen macht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) die Entwicklung bei Fremdwährungskrediten, man wolle kein Neugeschäft mit Yen- und Frankenkrediten und anderen fremden Währungen, so die Vizegouverneurin der OeNB, Gertrude Tumpel-Gugerell, in einem Interview mit dem "Kurier" (Mittwochausgabe). Es steckten enorme Risiken in den Fremdwährungskrediten. Verbieten könne die Notenbank den Kreditinstituten die Vergabe solcher Kredite im liberalisierten Markt nicht, es würden aber Maßnahmen mit den Banken überlegt.
Zu riskant
In den kommenden Wochen soll ein verstärktes Bewusstsein in der Öffentlichkeit geschaffen werden. "Es geht darum, dass keine weiteren Fremdwährungskredite vergeben werden", so die Vizegouverneurin. Ein Yen-Risiko sei in Zeiten unruhiger Finanzmärkte für Häuslbauer einfach zu riskant. Die geopolitische Lage sei so, dass niemand vorhersehen könne, was mit den Währungen passiere. Große und plötzlich auftretende Schwankungen im Yen habe es beispielsweise auch in der Vergangenheit gegeben.
Zu angeblichen Interventionen aus Deutschland, dass österreichische Banken keine Yen-Kredite an deutsche Staatsbürger vergeben sollten, sagte Tumpel-Gugerell: "Die Kreditinstitute sind frei in ihren Entscheidungen, aber wir würden auch das positiv sehen".
Konjunktureinschätzung noch einmal zurückgenommen
Die Konjunktureinschätzung für Österreich werde noch einmal zurückgenommen, so die Vize-Gouverneurin, die in der Nationalbank für Bankaufsicht und die volkswirtschaftliche Analyse zuständig ist. Die Stimmung sei zwar besser als in Deutschland, in internen Schätzungen gehe die Nationalbank aber von etwa 1 Prozent Wachstum aus. Wenn der Irak-Konflikt länger dauere, müssten alle Berechnungen neu gemacht werden.
Die Ertragsentwicklung der heimischen Banken sei im Gegensatz zu Deutschland relativ gut, das österreichische Bankensystem insgesamt widerstandsfähiger als man erwartet habe. Allerdings gebe es seit zehn Jahren die gleiche Zahl von Bankstellen. Um die Banken ertragreicher zu machen sei die gemeinsame Organisation von Dienstleistungen "sicher sinnvoll", das spare Kosten. (APA)