Staatsoper

Wien - Er war der ungeliebte Auslastungsschlager der Wiener Festwochen: der selige Mozart-Zyklus der Wiener Staatsoper im Theater an der Wien. Und ironischerweise waren die Produktionen von Don Giovanni, Le Nozze di Figaro und Così fan tutte dann auch ein gewichtiges Argument, um aus dem Theater an der Wien ab 2006 ein Opernhaus zu machen.

Unter der Regentschaft von Dirigent Riccardo Muti wirkten sie jedoch ein wenig wie das Trojanische Pferd, mit dem man eine altgediente Ästhetik in die Festwochen hineinhievte. Nun, die Festwochen/Staatsopern-Partnerschaft ist zu Ende gegangen - und statt die Produktionen zu begraben, entschloss man sich zur Übersiedlung, die nun Così betraf.

Was immer man über die Produktion aus dem Jahre 1994 dachte, sie wurde zusammengehalten von Mutis Ehrgeiz zur Genauigkeit; und auch Regisseur Roberto de Simone arrangierte die putzigen historischen Konventionen im Rokoko-Ambiente durchaus akribisch. Das war Musiktheater, das frei von Deutungstiefe blieb, allerdings in sich zweifellos mit Geschlossenheit aufwarten konnte.

Wie man in der Staatsoper wahrnehmen konnte, ist bei der Übersiedlung einiges abhanden gekommen. Da vermisst man natürlich ein wenig die Intimität des Theater-an-der-Wien-Raumes; auch vom detailliert angelegten Umgang mit den Figuren ist nicht sehr viel geblieben - es regieren oberflächliche Opernkonvention und ein spannungsarmer Konversationston.

In der gedämpften Theateratmosphäre schlagen sich Soile Isokoski (als Fiordiligi), Sophie Koch (als Dorabella) und Ildebrando D'Arcangelo (als Guglielmo) sehr anständig - etwas zu angestrengt klingt Rainer Trost (als Ferrando). Zweifellos witzig Stefania Bonfadelli (als Despina); etwas starr Alfred Sramek (als Don Alfonso). Seiji Ozawa dirigiert sängerfreundlich - aber wirklich abheben kann die Musik nicht, wirklich lebendig wird der Mozart-Ton leider nirgendwo. (Ljubisa Tosic/DER STANDARD; Printausgabe, 19.03.2003)