Muskelkaterfreies Fahrradfahren geht jetzt, dank Elektro-Tretunterstützung. Macht Spaß am Weg ins Büro.

Foto: Wolf-Dieter Grabner,

Das Fahrrad von Raleigh und der Flyer haben die gleiche trtunterstützung von Panasonic. Der Flyer ist der Klassiker, das Raleigh unterstützt stärker.

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Ohne Schwitzorgie wird der Sonntagsausflug noch entspannender.

Foto: Wolf-Dieter Grabner,

Das ist oft zach, wenn es grad so viel bergauf geht, dass es bergauf geht. Es ist nicht viel. Man merkt es gar nicht, wenn man mit dem Auto fährt. Aber auf dem Fahrrad brennen einem die Haxen auf einmal, als würden kleine böse Fahrradzwerge mit kleinen fiesen Gabeln in die Muskeln stechen. Bei jedem Tritt kann man die Biester lachen hören, deren Miniheugabeln sich immer noch nicht verbiegen, obwohl der Muskel eh schon steinhart ist. Der Steigung macht das sowieso nix, die geht weiter.

Ich steh auf die Elektro-Tretunterstützung.

Wer da neidig zum Opa rüberschaut, der auf seinem Elektro-Fahrrad gerade damit beschäftigt ist, den nächst höhern Gang einzulegen, trifft unterwegs auf den, auch auf den Opa gerichteten, Blick des Herrn im Anzug mit den Schweißflecken unter den Achseln, der sein Fahrrad schiebt. Und keiner weiß: Schwitzt er so, weil er die erste Hälfte der Steigung gefahren ist, bevor er zu schieben anfing, oder weil er zu spät zu seinem Termin kommt, nur weil er sein Fahrrad schiebt, damit er nicht ganz verschwitzt beim Kunden ankommt?

Sprinten und Beschleunigen ist mit den Elektro-Rädern fast so unaufwändig wie sonst normal zu fahren.

Ein bisserl das Oldie-Image haben die Elektro-Fahrräder schon. So wie die Einkaufstaschen, mit den Rädern und dem Griff, mit dem man den halben Wocheneinkauf am Kopfsteinpflaster einmal ordentlich durchbeuteln kann. Aber verdammt praktisch ist das Wagerl; wie auch das Elektro-Fahrrad. Ich hab mir jetzt einmal einen Flyer und ein Raleigh zum Probieren beim Enzovelo geholt - der vermietet sie stundenweise. Ist ein super Geschäft für ihn, sagt er, weil die meisten, die das Elektro-Radl einmal probiert haben, sich kurz drauf eines bei ihm kaufen.

Beide Elektro-Räder haben eine 8-Gang-Nabenschaltung.

Das Fahrrad schaut beim groben Drüberschauen ganz normal aus. Zwischen Hinterrad und Tretlager ist das Wunderpackerl mit der Tretunterstützung, das aus dem Alu-Fahrrad ein stattliches Gefährt mit 21 bis 25 Kilogramm macht. Weil es sich bei den Elektro-Radln aber zum Ersten eh um keine Sportradln handelt, zum Zweiten beide Räder sehr leicht zu treten sind und man zum Dritten den Motor eh mittreten lassen kann, fällt das Gewicht nicht so ins Gewicht. Außer man zaht das Radl jeden Tag ins Dachgeschoß - ohne Lift.

Der Flyer hat die modernere Bremse, der Raleigh verzögert mit einer Felgenbremse.

Die Elektro-Räder sind zulassungsfrei, so sie ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h mit dem Unterstützen aufhören wie ein durchschnittliches schwedisches Regal, wenn man ein durchschnittliches 30-bändiges, deutsches Lexikon drauf stellt. Der bürstenlose 250 Watt starke Tretlagermotor wird von einem 26 Volt Akkublock mit 10 Ah versorgt und lässt sich in drei unterschiedlichen Stufen zuschalten. Die Ladezeit beträgt zwischen vier und sechs Stunden, dann hilft der Motor die nächsten 50 bis 70 Kilometer - natürlich ist die Reichweite davon abhängig, wie stark man den Motor belastet.

Mit der Tretunterstützung kauft man auch gleich die Standlichtfunktion.

Der Akku hält drei bis fünf Jahre und wird dann gegen einen neuen getauscht, welcher derzeit für weniger als 600 Euro zu haben ist. Und wenn wir schon beim Geld sind: Das getestete Rad von Raleigh kostet 2199,- Euro, der ausprobierte Flyer 2290,- Euro. Der sei aber quasi die Basisversion, gibt Heinz Wipplinge von Enzovelo zu bedenken, denn die Preisspanne bei den Flyern beginnt bei 1990,- Euro. Der meistverkaufte Flyer, der C8 kostet 2690,- Euro, der Carbon-Flyer mit 14-Gang-Rohloff-Nabenschaltung kommt dann schon auf 5490,- Euro. Und jetzt wieder billig: Um rund 5 Cent sind die Akkus voll geladen.

Der Akku-Pack ist über dem Tretlager angebracht und zeigt auf Knopfdruck den Ladezustand an.

Im Grunde kommen beide Räder mit der gleichen Tretlagerunterstützung von Panasonic daher, trotzdem macht das Raleigh den quirligeren Eindruck. Beide Räder haben eine Acht-Gang-Nabenschaltung und eine Standlichtfunktion. Bei den Bremsen unterscheiden sich die Räder, in der Bremswirkung schon wieder weniger.

Vorweigend von hinten sehen wohl alle Nicht-Sportler die E-Fahrräder.

Weniger ist ab und an schon auch ganz gut. Weniger Anstrengung beim Treten ist nämlich weniger Schwitzen, etwa beim nächsten Key-Account-Termin. Die Vorteile eines Rades gepaart mit der Gelassenheit eines Mofas haben durchaus das Zeug, sich durchzusetzen. Und so gesehen ist der Preis der Erstanschaffung auch akzeptabel. (Guido Gluschitsch; Foto: Wolf-Dieter Grabner, theflow.cc)