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Ein Fotomotiv, das in zahlreichen Berichten über das gespannte Verhältnis des Iran zu den USA auftaucht: der Revolver im Stars-and Stripes-Design.

Montage: derStandard.at/Foto: AP/Reuters/epa/Getty Images

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Die Außenmauer der ehemaligen US-Botschaft ist mit revolutionären Wandmalereien verziert.

Foto: AP /Vahid Salemi

"Mitten im Kalten Krieg spielten die Vereinigten Staaten beim Sturz einer demokratisch gewählten iranischen Regierung eine Rolle." Der Satz in Präsident Obamas Kairoer Rede, zwischen Nahostkonflikt und Teherans Atomprogramm versteckt, wurde nur von besonders aufmerksamen Lesern bemerkt.

Der US-Präsident sprach aus, worum all seine Vorgänger einen weiten Bogen gemacht hatten: Viele Iraner haben den USA die Unterstützung des Militärputsches, der die Regierung Mohammed Mossadeqh stürzte, nie verziehen. Zuletzt hatte es Bill Clintons Außenministerin Madeleine Albright versucht: der Umsturz im Jahr 1953 habe "die politische Entwicklung Irans zurückgeworfen", der damals von den USA unterstützte Schah habe politische Gegner "brutal unterdrückt". Näher wollte bis gestern kein US-Politiker auf den Putsch eingehen.

Verhältnis USA-Iran seit 1953 angespannt

Anti-amerikanische Wandmalereien, brennende US-Flaggen, die Fotos der als Geiseln genommenen US-Diplomaten in der Botschaft in Teheran: das Verhältnis des Iran zu den USA wird gerne durch symbolkräftige Bilder illustriert.

Ein Lieblingsmotiv der Pressefotografen sind die Graffiti in der Umgebung der ehemaligen US-Botschaft in Teheran. Seit 1979 im Rahmen der Islamischen Revolution mehr als 300 Studenten den Gebäudekomplex stürmten und die Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung als Geiseln nahmen, hat das Gebäude Symbolcharakter. Hier versammelt sich jedes Jahr eine staatlich organisierte Gedenkkundgebung, hier werden antiamerikanische Slogans skandiert und Fahnen verbrannt.

Doch der Sturm auf die Botschaft ist nur ein Kapitel in der langen Geschichte der Beziehungen zwischen dem Iran und den USA. Die Beteiligung britischer und US-Geheimdienste an dem als „Operation Ajax" bekannten Sturz der Regierung Mossadeqh und der Wiedereinsetzung des Schah-Regimes wird von vielen Iranern als Ursache des Konflikts gesehen.

Streit um Verstaatlichung der Ölvorkommen

Der iranische Premierminister hatte 1951 die Verstaatlichung der Ölvorkommen angeordnet, da der BP-Vorläufer Anglo-Iranian Oil Company eine 50/50-Teilung der Gewinne verweigerte. Weil sich das britische Empire um seine Ölversorgung sorgte, setzte London alles daran, Mossadeqh aus dem Amt zu drängen. Zwei Jahre später schlossen sich die USA der Kampagne an: die britischen Warnungen, dass der Iran in die Einflusssphäre der Sowjetunion abzudriften drohe, hatten Wirkung gezeigt.

Der Umsturz gelang relativ einfach: im Südiran wurde mit Unterstützung von Stammesführern eine Basis errichtet, für 390.000 Dollar gingen pro-monarchistische Demonstranten auf die Straße, General Fazlollah Zahedis Panzer rollten zu Mossadeqhs Residenz, und nach dreistündigen Kampf, der über 200 Todesopfer forderte, wurde der Premier verhaftet.

Das in einem Schauprozess verhängte Todesurteil wandelte der aus dem Exil zurückgekehrte Schah in eine dreijährige Haftstrafe um, die Verstaatlichung der Erdölindustrie wurde umgehend aufgehoben und 1200 Mitglieder der kommunistischen Tudeh-Partei ins Gefängnis gesteckt.

Westliche Medien lobten damals den Putsch als "Volksaufstand", der den "liberalen und reformfreudigen" Schah an die Macht gebracht habe. Erst im Jahr 2000 veröffentlichte die "New York Times" einen von CIA-Agent Donald Wilber verfassten Bericht mit dem Titel "Overthrow of Premier Mossadeq of Iran", 2003 erschien das Buch "All the Shah's Men" des New York Times-Korrespondenten Stephen Kinzer, das einen Zusammenhang zwischen dem Umsturz und dem Terrorismus im Nahen Osten herstellte.

Medienecho

Obamas Erwähnung der US-Beteiligung am Umsturz wurde in konservativen US-Medien kritisch aufgenommen: im Sender Fox News sagte Jonah Goldberg, die "andauernden Entschuldigungen" des Präsidenten seien "Obamas Art, seinen Personenkult voranzutreiben", und ein Kommentar im Wall Street Journal wirft dem Präsidenten vor, fälschlicherweise eine moralische Gleichstellung zwischen der Rolle der USA beim Putsch und der feindseligen Haltung des Iran angestellt zu haben.

Iranische Medien berichten inzwischen nach anfänglichem Zögern über Obamas Eingeständnis: die Webseiten des Fernsehsenders Press TV und der Nachrichtenagentur Fars News brachten einen wortgleichen Artikel, während das geistliche Oberhaupt Ajatollah Ali Khamenei mitteilte, auch wenn die USA "süße und schöne Reden vor den muslimischen Ländern halten, ändert dies nichts." (bed/derStandard.at, 5.6.2009)