Tokio/Rangun - Im Prozess gegen die burmesische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi haben offizielle Vertreter Japans das Militärregime in Burma zur Beachtung internationaler Bedenken aufgefordert. Der japanische Delegationschef Kenichiro Sasae habe nach einem Treffen mit den Militärführern gefordert, bei dem Prozess auf die internationale Gemeinschaft zu hören, teilte das japanische Außenministerium am Samstag mit. Das Treffen, an dem auch der burmesische Außenminister Nyan Win teilnahm, fand am Donnerstag und Freitag in der neuen Hauptstadt Naypyidaw statt. Die Junta entgegnete, die Regierung könne in den Prozess gegen Suu Kyi nicht eingreifen.
Unterdessen wurden vier Mitglieder von Suu Kyis Nationaler Liga für Demokratie NLD wegen einer kritischen Stellungnahme zu dem laufenden Prozess von der Regierung ermahnt. Der Parteinachwuchs der NLD hatte in einer Mitteilung kritisiert, dass der Prozess hinter verschlossenen Türen stattfinde. Suu Kyi, die seit 1990 insgesamt 13 Jahre in Haft beziehungsweise unter Hausarrest verbracht hat, wird derzeit in dem gefürchteten Insein-Gefängnis der Prozess gemacht, da sie gegen die Auflagen ihres Hausarrests verstoßen haben soll. Die Militärregierung wirft ihr vor, den US-Bürger John Yettaw bei sich beherbergt zu haben, nachdem er Anfang Mai zu ihrem Haus geschwommen war. Bei einem Schuldspruch müsste sie fünf Jahre in Haft. Suu Kyi selbst hat alle Schuld von sich gewiesen. Vielmehr hätten die Sicherheitskräfte versagt, die ihr Haus eigentlich bewachen sollen, sagte sie während der Verhandlung.
Die Vorsitzende der Nationalen Liga für Demokratie, deren Wahlsieg 1990 das Militär nicht anerkannte, ist die einzige eingesperrte Friedensnobelpreisträgerin der Welt. Kritiker sprechen von einem Schauprozess, um sie vor den geplanten Wahlen 2010 aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Die Teilnahme an Wahlen wäre ihr ohnehin durch Bestimmungen der neuen Verfassung verwehrt, weil sie Witwe eines Ausländers, des britischen Historikers und Tibetologen Michael Aris, ist. (APA)