Wien - Als die ersten Rauchschwaden aus dem Finanzsektor der USA und Europa aufgestiegen sind, haben Investoren aus Asien und dem Nahen Osten euphorisch Feuerwehr gespielt. An die 500 Mrd. Dollar wurden bislang in den Bankensektor gepumpt, ein erheblicher Anteil kam von den Staatsfonds aus dem nahen und fernen Osten.
Doch die Investoren haben sich die Finger gehörig verbrannt. Aktien der US-Bank Citigroup sind etwa trotz dieser Investments mehr als 95 Prozent gefallen. Die Kurse der Schweizer UBS, der Bank of America und von Barclays sind ebenfalls trotz Kapitals von Staatsfonds massiv unter Wasser.
Fokus verlagert sich
Die Wirtschaftskrise verschiebt den Fokus der Staatsfonds nun wieder in heimische Gefilde. Die Verluste in Übersee haben den politischen Druck auf die Fonds erhöht. Erst vergangene Woche hat Singapurs Staatsfonds Temasek die Beteiligung an Barclays mit einem geschätzten Verlust von 814 Mio. Dollar (582,9 Mio. Euro) verkauft. Die Beteiligung an der Bank of Ameri-ca/Merrill Lynch ist mit zwei bis vier Mrd. Dollar in den roten Zahlen. Insgesamt hat Temasek 2008 Verluste von 58 Mrd. Singapur-Dollar (28,5 Mrd. Euro) eingefahren. Das Fiasko der ausländischen Beteiligungen hat zwar innenpolitisch viel Staub aufgewirbelt, aber ein Gutteil der Verluste - 15,7 der 28,5 Mrd. Euro - stammen aus Unternehmensanteilen in Singapur.
Auch in China steht der heimische Markt im Zentrum. Zwar beteiligte sich die CIC erst vergangene Woche an einer 2,2-Mrd.-Dollar-Kapitalaufstockung von Morgan Stanley. Aber der Staatsfonds wird in noch größerem Ausmaß zur Stützung des chinesischen Aktienmarktes eingesetzt. Heute hält der 200 Mrd. Dollar schwere Fonds bereits mehr als 60 Mrd. Dollar an Aktien der China Construction Bank, Bank of China und der Industrial and Commercial Bank of China. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.6.2009)