Beim internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg stand nicht die Rede des russische Präsidenten Dmitri Medwedew im Mittelpunkt, sondern die Opel-Übernahme. Sberbank-Chef German Gref und die Pläne, gemeinsam mit Magna beim deutschen Autokonzern Opel einsteigen zu wollen, waren in St. Petersburg ganz klar das Gesprächsthema Nummer eins.

Während auf russischer Seite die Freude über den Einstieg bei Opel groß ist, halten westliche Forumteilnehmer ein Scheitern der Übernahme für möglich. Der Deal sei längst noch nicht in trockenen Tüchern, schätzte ein deutscher Insider die Lage ein. Zum einen goutierten es die Autohersteller nicht, dass ihr Lieferant ihnen plötzlich Konkurrenz machen will; zum anderen sei noch völlig unklar, wer die Pensionsverpflichtungen in Höhe von drei bis vier Milliarden Euro übernehmen soll.

Zweifel an Magnas Zeitplan

Gref selbst sagte, dass die Sberbank ihre Anteile an einen strategischen Investor weiterverkaufen werde, sobald das Unternehmen restrukturiert sei. "Gref wird versuchen, das Thema schnell zu beenden und zu schauen, dass er da ohne Blessuren wieder hinauskommt" , sagte ein Kenner der Lage. Als möglicher strategischer Investor kommt laut Analysten die russische Staatsholding Rostechnologii, die bereits Anteile am größten russischen Autoproduzenten Avtovas hält, infrage. Zweifel gibt es auch am Zeitplan Magnas. Laut Frank Stronach soll Opel bereits in drei Jahren aus den roten Zahlen herauskommen. "Bis der erste Opel in Russland gebaut werden kann, dauert es mindestens drei Jahre" , sagte ein Brancheninsider.

Unterstützung für Opel kommt hingegen von GM. Laut Medienberichten kann Opel künftig Fahrzeuge auch in China und in Kanada verkaufen. Milliardenbeträge für Lizenzen an GM muss der Hersteller offenbar doch nicht begleichen: Die Kosten sinken sogar bis 2012 von fünf auf 3,25 Prozent, dann steigen sie auf das alte Niveau, berichtet das "Wall Street Journal". (Verena Diethelm aus St. Petersburg, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.6.2009)