
Zürich - Der designierte Swiss-Chef Harry Hohmeister ist zuversichtlich, dass die Swiss trotz Wirtschaftskrise auch heuer positiv abschließen wird. Bei einem Swiss-Kurzfilm, den James-Bond-Regisseur Marc Forster drehte, präsentierte sich Hohmeister zu Wochenbeginn erstmals Journalisten.
Die Swiss, die ihre harte Sanierung bereits seit Ende 2004 systematisch vollzog, werde dennoch nicht umhin kommen, weitere Sparmaßnahmen zu setzen, sagte Hohmeister im Gespräch mit dem Standard. Freilich: Kündigungen seien auch in absehbarer Zeit kein Thema. Dennoch müssen Überstunden und Urlaube abgebaut werden. In der Fracht wird kurz gearbeitet. Den Mitarbeitern wurden zwei Wochen unbezahlter Urlaub angeboten, der von der Belegschaft gut angenommen werde. Die Geschäftsleitung nimmt unbezahlten Urlaub, wird aber dennoch arbeiten und verzichtet so auf ein halbes Monatsgehalt, betonte Hohmeister. Zudem wird die Führungscrew von fünf auf vier Mitglieder reduziert. In Summe, so Hohmeister, werde heuer ein hoher zweistelliger Millionen-Franken-Betrag im gesamten Unternehmen eingespart.
Dass die Krise rasch vorüber sein wird glaubt der neue Swiss-Chef nicht: "Ich sehe noch kein Licht am Ende des Tunnels." Die Airline-Industrie sei nach wie vor in einer strukturellen Krise und niemand könne langfristig mit Überkapazitäten herumfliegen. Hohmeister: "Wenn die Nachfrage wie derzeit in der Business-Class um 20 bis 30 Prozent zurück geht, hat das normalerweise zur Folge, dass auch die Produktion im selben Ausmaß reduziert wird. Manche Airlines glauben jedoch, das Auslangen zu finden, indem sie die Preise reduzieren und die Tickets verschleudern" , so Hohmeister. À la longue könne man davon jedenfalls nicht leben. Er gehe davon aus, dass Ticketpreise weiter sinken werden und schloss auch Insolvenzen europäischer Airlines nicht aus. Schließlich gebe es Mitbewerber, die mit 30 bis 50 Prozent Unterdeckungsbeitrag fliegen.
Im Transatlantikverkehr von und nach Europa seien die Ticketpreise heuer bereits um mehr als 30 Prozent gefallen, sagte jüngst der Chefökonom des Luftfahrt-Weltverbandes Iata, Brian Pearce.
Der gebürtige Deutsche Hohmeister, der bisher für den Vertrieb und das Netzwerk der Swiss verantwortlich war, übernimmt mit 1. Juli die Führung von Christoph Franz, der nun im Lufthansa-Vorstand für das Passagiergeschäft zuständig ist.
Während die AUA ihre Kapazität heuer bereits um zwölf Prozent reduziert hat, fliegt die Swiss zur Zeit um sechs Prozent hinter Plan. Zwei Langstrecken-Flieger wurden vorerst außer Betrieb genommen. (Claudia Ruff aus Zürich, DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2009)