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Der natürliche Schwund des Testosterons hat den Status eines Klimakterium virile erreicht. Das angebliche Phänomen wird auch als Andropause oder PADAM (partielle Senkung des Androgenspiegels beim alternden Mann) bezeichnet.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Frauen kommen in den Wechsel - früher oder später - aber auf jeden Fall ausnahmslos jede.
Die hormonelle Umstellung läutet das Ende der fruchtbaren Phase ein. Mit der Menopause, der letzten Monatsblutung, verschwindet auch die letzte Eizelle aus den Eierstöcken der Frau.
Bis zu 10 Jahre kann dieser Prozess dauern, der begleitet wird von einer Reihe von Beschwerden, die mit dem sinkenden Östrogenspiegel und dem steigenden FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) -Spiegel zu tun haben. 2/3 der Frauen im Klimakterium kämpfen mit Hitzewallungen, Schlafstörungen, Libidomangel, Osteoporose oder Gemütsprobleme, die mit Hormonersatztherapien zum Teil recht wirksam, wenn auch nicht risikofrei bekämpft werden. Das typische Kennzeichen dieser für viele Frauen recht turbulenten Zeit: Es handelt sich um keine Erkrankung, sondern um einen Abschnitt, der wie die Pubertät zum Leben einfach dazu gehört.

Der Mann und sein Testosteron

„Das Klimakterium virile, die Wechseljahre des Mannes waren eine Erfindung der Gynäkologen", weiß Andreas Jungwirth, Androloge und Urologe aus Salzburg. Zwar verändert sich auch im männlichen Organismus die hormonelle Situation mit dem Alter, allerdings in einem wesentlich geringeren Ausmaß als bei der Frau. Das langsame Absinken des Testosteronspiegels um geschätzte 1% jährlich, bringt laut Jungwirth keinerlei Konsequenzen mit sich und reicht beim gesunden Mann längst nicht für den Verlust seiner Zeugungsfähigkeit aus.

Der männlichen Wechsel existiert also nicht, und trotzdem sind 20% aller über 50jährigen Männer mit Problemen wie Libidomangel, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Abnahme von Muskelmasse und Knochendichte, durchaus vertraut. Diese Symptome sind allerdings, so Jungwirth, - und genau über diesen Punkt wird öffentlich auch viel und gern diskutiert - keine männliche „Wechselbeschwerden", sondern die Folgeerscheinungen einer Erkrankung die sich Hypogonadismus mit Testosteronmangel nennt. Das Hormon, das Buben zu Männern macht, sinkt dabei im Blut unter einen Wert von 3ng/ml, wird mit einem Hormonersatz erfolgreich therapiert und so wieder auf einen normalen Level gebracht.

Gefürchtete Hormonersatztherapie

Die weit verbreitete Befürchtung, dass die Testosteronzufuhr zu einer gesteigerten Bildung von Prostatakarzinomen führt, teilen Experten nicht. Im Gegenteil zahlreiche Studien aus den letzten Jahren haben sogar ergeben, dass kein Zusammenhang zwischen der Konzentration an Sexualhormonen im Blut von Männern und der Entwicklung von Prostatakrebs existiert. Es gibt sogar Hinweise dafür, dass hypogonadale Männer nicht nur häufiger, sondern sogar noch zur Entwicklung bösartigerer Formen von Prostatakrebs tendieren.

Mit der berühmten Midlife-Crisis des Mannes hat der Hypogonadismus im Übrigen vermutlich nichts zu tun. „Ein sinkender Testosteronspiegel erzeugt beim Mann eine Abnahme der Libido. In der Midlife Crisis passiert aber genau das Gegenteil. Aus Gründen einer offensichtlich gesteigerten Libido suchen sich diese Männer oft sogar eine jüngere Partnerin", konstatiert Jungwirth. (Regina Philipp, derStandard.at, 09.07.2009)