Jerusalem/Wien - Nach Angaben der israelischen Presse wäre Israels Militärführung über einen Wahlsieg des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad keineswegs unglücklich. "Einige im Verteidigungs-Establishment beten im Stillen...dass Ahmadinejad die Abstimmung am Freitag gewinnt", schrieb die "Jerusalem Post" am Tag der iranischen Präsidentenwahl in ihrer Internetausgabe.

In Israel gebe es die Sorge, dass US-Präsident Barack Obama nach den Wahlen mit dem Iran einen Deal abschließen könnte, der es Teheran ermögliche, Kernenergie für zivile Zwecke zu nutzen. Es gebe jedoch Übereinstimmung unter Israels führenden Militärs darüber, dass ganz gleich, ob Ahmadinejad oder sein reformorientierter Herausforderer Mir-Hossein Moussavi die Wahlen gewinne, die Uran-Anreicherung in den iranischen Untergrundbunkern in Natanz weitergehen werde, so die "Jerusalem Post".

Die Morgenzeitung "Maariv" sekundiert mit der Schlagzeile: "Israel bevorzugt Ahmadinejad". Angesichts der Möglichkeit einer militärischen Konfrontation mit dem Iran würden die Verantwortungsträger in Israel kein Hehl daraus machen, dass sie einen Kandidaten bevorzugen, der als "radikal" und "extremistisch" gelte. "Unter den gegebenen Umständen ist er (Ahmadinejad) das Beste, das uns passieren kann", zitierte das Blatt einen Sprecher des Außenministeriums, wie die spanische Zeitung "El Mundo" berichtete.

Der renommierte Kolumnist Ben Caspit schrieb laut "El Mundo": "Wenn du Freunde im Iran hast, versuche sie zu überzeugen, Ahmadinejad zu wählen. Es ist gut für Israel".

Hintergrund dieser Aussagen ist die Sorge der rechten israelischen Regierung, dass bei einem Wahlsieg Moussavis der Dialog zwischen dem Iran einerseits sowie den USA und Europa andererseits neue Impulse erhalten könnte. Israel sieht im Iran jedoch nach wie vor eine existenzielle Bedrohung und fordert harte Sanktionen gegen Teheran, um sein Atomprogramm zu stoppen. (APA)