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Saufen für die Freiheit im Museumsquartier.
Wien - Feiern für die Freiheit: Das 16er-Blech feierte am Samstagabend im Wiener Museumsquartier fröhliche Urständ', als mehrere Hundert Demonstranten singend in das Kulturareal zogen, um gegen eine Verschärfung der dortigen Hausordnung zu protestieren. MQ-Direktor Wolfgang Waldner betonte dagegen, dass die Maßnahme von den Demonstranten falsch interpretiert worden sei: "Es war ein riesengroßes Missverständnis."
Den Cat-Stevens-Klassiker "If you want to sing out" auf den Lippen und die Getränkedose in der Hand, machten die Teilnehmer gegen die Anfang der Woche bekanntgewordene verschärfte Kontrolle der MQ-Hausordnung Stimmung. Hier solle die Kontrolle des Rad- und Skateverbotes intensiviert und der Konsum von mitgebrachtem Alkohol sowie lautes Musikhören verboten werden, so die Kritik. Das einzige Plakat auf der musikalischen Demo verkündete dementsprechend: "Konsumpflicht - Nein danke!"
"Bring your Beer"
Zum singenden Polit-Flashmob hatten die beiden Internet-Widerstandsgruppe "Freiheit im MQ!" und "Bring your Beer to the Museumsquartier" aufgerufen. Die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft hatten sich zur Unterstützung ebenso unter die Demonstranten gemischt wie die Grünen, die an ihrer mobilen "Fahr-Bar" Eistee verteilten. Und selbst die Leitung des Museumsquartiers ließ an einer Bar als Geste des guten Willens an die Teilnehmer kostenlose alkoholfreie Getränke ausgeben.
"Das sind die Leute, die wir hier haben wollen", machte MQ-Chef Waldner im Telefongespräch deutlich. Hier fühle sich eine Gruppe angesprochen, die man überhaupt nicht adressiert habe, als man begonnen habe, die seit acht Jahren bestehende Hausordnung verstärkt zu exekutieren. Man habe für die zusätzliche Kontrolle neues Personal rekrutieren müssen, und dies sei am ersten Tag "etwas martialisch aufgetreten". Dies sei mittlerweile aber Geschichte.
"Wir tolerieren das Mitbringen von alkoholischen Getränken", stellte Waldner klar. Das gelte auch für das Musizieren. Man brauche aber formell das allgemeine Verbot, um bei Exzessen gegen die Verantwortlichen vorgehen zu können. "Insofern sehe ich keinen Grund, irgendetwas zu ändern."
Man wolle nur den illegalen Verkauf von Alkoholika verbieten, nicht deren Konsum. Und natürlich könne man nicht zulassen, wenn Möbel beschädigt würden oder der Lärm so laut sei, dass die rund hundert Anrainer im Quartier nicht schlafen könnten. Aber Verkäufer der Obdachlosenzeitung "Augustin" dürften natürlich weiterhin ins Areal, man trete nur gegen aggressives Betteln auf.
Entspannt zeigten sich jedenfalls die Demonstranten. Nachdem sie sich im Hof des MQ zugeprostet hatten, wandelte sich die Veranstaltung zum gemütlichen Sit-in bei lauen Temperaturen. (APA)