Wien - Vor dem Café Hummel in Wien-Josefstadt flogen Samstagnachmittag die Wasserbomben. Ein Angriff Rechtsextremer auf Antifaschisten, sagen die Teilnehmer einer linken Gruppe, denen die Wurfgeschoße galten. Nichts Besonderes, sagt die Polizei, die die Vorgänge beobachtete. Politisch besonders an der Angelegenheit: Unter den rechten Recken war auch Sebastian P., bis 1. Juli noch Mitarbeiter des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf von der FPÖ.

Zur "Josefstädter Burschenschaften-Safari" hatte die Sozialistische Jugend des Bezirks geladen. Ziel der Wanderung: die Buden der dort heimischen schlagenden Verbindungen. Die Hoffnung auf ein Treffen war groß: "Wenn wir Glück haben, sehen wir auch ein paar von ihnen in freier Wildbahn" , stand auf dem Einladungsflyer.

Was die anonymen Betreiber der rechtsextremen "Weltnetz-Heimatseite" www.alpen-donau.info offenbar in Rage versetzte. "Den Burschenschaftern in ,freier Wildbahn‘ empfehlen wir: ,Wenn es gilt fürs Vaterland, treu die Klingen dann zur Hand, und heraus mit mut'gem Sang...‘" , schrieben sie am vergangenen Donnerstag.

Nach Darstellung der Sozialistischen Jugend und der Sozialistischen Linkspartei kamen die rechten Aktivisten tatsächlich heraus - zeigen wollten sie sich aber nicht. Mit "Smiley" -Masken und Palästinensertüchern vor dem Mund tauchten mehrere Männer auf und bewarfen die rund 60 Safari-Teilnehmer mit Eiern und Wasserbomben. Anschließend flüchteten sie.

Einer der Vermummten lief in einen nahen Hauseingang und wurde dort schließlich von den Verfolgern maskenlos fotografiert - Sebastian P., Mitglied bei der als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Olympia. Und bis Ende Juni noch IT-Spezialist im Büro des FPÖ-Nationalratspräsidenten Martin Graf.

Bei der Wiener Polizei sieht man die Angelegenheit dagegen nicht als dramatisch an, wenngleich man die Anwesenheit P.s bestätigt. "Es hat von uns keine Anzeigen gegeben, die Beamten vor Ort haben auch keine strafrechtlich relevanten Vorfälle beobachtet" , sagte am Sonntag Herbert Bahl, Pressesprecher der Wiener Polizei. Auch dem anwesenden Verfassungsschützer sei nichts aufgefallen, beteuert er. Ob die linken Aktivisten Anzeige gegen den Graf-Adlatus wegen versuchter Körperverletzung erstatten wollen, wusste Bahl nicht.

"Fernruf" ohne Reaktion

Ein Anruf bei der auf der Internetseite der Olympia angegebenen "Fernruf" -Nummer blieb ohne Ergebnis, die Bitte um einen Rückruf von Sebastian P. für eine Stellungnahme blieb folgenlos. Auch auf der Seite www.alpen-donau.info fand sich am Sonntag keine Reaktion auf die Vorkommnisse.

Randale Rechtsextremer sind in Wien keine Seltenheit mehr. Erst am 4. Juni hatte eine Gruppe Rechtsextremer nach einer Kundgebung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Gemeindebezirk Favoriten zufällig passierende ausländische Jugendliche mit Bierflaschen beworfen und vor sich hergejagt. Als die Polizei anrückte, liefen sie weg, einige konnten von der Exekutive aber gestellt und angezeigt werden. (Michael Möseneder, DER STANDARD, Printausgabe, 15.6.2009)