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Foto: AP/Kaster

Die Landwirtschaftskammer schlägt Alarm: Jährlich werden "bis zu zehn Millionen Kilo" Analog-Käse auf Pizza, Käsestangerl, Cheeseburger und Toast ausgebracht. Kunstkäse, der ohne Milch auskommt. Das stinkt zum Himmel.

Doch nicht der Anschlag auf den guten Geschmack brachte Bewegung in die Beamten, sondern der Verdienstentgang für die bedrohte Milchindustrie. Schon wahr: Man könnte auch "echten" Käse verwenden. Der wahre Skandal liegt aber im Gusto und in der Selbstverständlichkeit, mit denen der Markt (also unsereins) sich den Pseudo-Käse reinschieben lässt: Ein aus Pflanzenfett, Stärke, Aromen, Geschmacksverstärkern und ein paar Pulverln zusammengepanschtes Zeug, das binnen 20 Minuten schnitt- und essfertig ist. Wer solchen Schrott für Käse hält, der hat wohl nichts anderes verdient.

Aber auch die Molkereigenossenschaften erwischt der Kunstkäse am falschen (eher nicht so schlanken) Fuß: Wer über Jahrzehnte - und aus Prinzip - Milch zu feuchten Gummiziegeln gekäst hat, kann sich nur schwer aufplustern, wenn es denselben Gummi jetzt eben ohne Milch gibt. (Severin Corti/DER STANDARD-Printausgabe,15.6.2009)