Wien - Fixe Regeln - etwa in Form von Gesetzen - wird es für den Bereich "Nanotechnologie" sobald nicht geben. Es wäre auch wenig sinnvoll, sagte Herbert Gottweis, Leiter der Forschungsplattform Life Science Governance am Rande des von der Plattform in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wissenschaftsforschung (beide Uni Wien) noch bis morgen, Mittwoch, veranstalteten Workshops "Nanotechnology Governance Compared".

Laut Sheila Jasanoff (Harvard University, derzeit Gastwissenschafterin am Institut für Wissenschaftsforschung) ist es auch wenig sinnvoll, von "Nanotechnologie" zu sprechen. Es handle sich vielmehr um eine ganze Reihe unterschiedlicher "Nanotechnologien", die nur dadurch geeint werden, als die "Durchbrüche in der Größenskala" (ein Nanometer ist der Millionste Teil eines Millimeters, Anm.) passierten und passieren. Eine weitere Spezialität der Nanotechnologien sei der hohe Grad an Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit und das praktisch von Anfang an.

Produktregulierungen reichen nicht

Um mögliche Gefahren durch diese Art der Technologien zu beherrschen, werden reine Produktregulierungen - wie oft in den USA bevorzugt - jedenfalls nicht ausreichen, ist Jasanoff überzeugt. Der Produktfokus würde viel zu spät greifen, auch sei der Markt "sehr vergesslich". So könnten sich Fehler innerhalb kurzer Zeit wiederholen. Für eine umfassende Beurteilung von Gefahren und Nutzen durch Nanotechnologien sollten jedenfalls materielle wie auch soziale Aspekte erfasst, technische wie auch ethische Gesichtspunkte beleuchtet werden, regte die Wissenschafterin an.

Angesichts der laufenden neuen Erkenntnisse des vergleichsweise sehr jungen Forschungsgebietes kann sich Gottweis derzeit kaum Gesetze zur Minimierung von möglichen Gefahren vorstellen. "Zuerst müssten wir einmal wissen, worum es überhaupt geht", so der Wissenschafter. Bis dato sind sich nicht einmal die Nanotechnologen selbst einig, ob von den Strukturen im Nanometer-Maßstab eine generelle Gefahr ausgeht.

Mechanismen werden noch erforscht

Tatsache ist, dass Materialien unter einer bestimmter Größe ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften verändern. In einzelnen Studien konnte bereits eine Gesundheitsgefahr nachgewiesen werden, auch Umweltbeeinträchtigungen etwa durch die Schädigung von Mikroorganismen sind belegt. Die genauen Mechanismen, die für die Probleme verantwortlich sind, werden allerdings noch erforscht.

Anstatt Gesetze zu erlassen, die dann ständig umgebaut werden müssten, empfiehlt Gottweis, derzeit eher auf sogenannte "Soft-Laws" zu setzen. So sollten etwa Umweltbehörden oder Gesundheitsagenturen die Sache "im Auge behalten" und bei Bedarf auf Probleme hinweisen. (APA/red)