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User Walter Hill fragt: 

Immer wieder hört und liest man in diversen Medien, dass Parteien links, liberal oder rechts ausgerichtet. Woher kommt eigentlich diese Einteilung und nach welchen Kriterien wird diese Einteilung durchgeführt? Gilt diese Einteilung auch international?

derStandard.at hat bei Otmar Höll, Direktor des Österreichischen Instituts für Internationale Politik (OIIP) nachgefragt:

Die politische Einteilung in rechts und links stammt aus der Zeit der Französischen Revolution und der Sitzordnung in der Pariser Nationalversammlung. Damals saßen die Progressiven, also die Bürger, links; die Konservativen, also der Adel, saß rechts. Heute passt dieses Schema nicht mehr so ganz in unsere politische Landschaft. Das hat vor allem historische Gründe. Durch das Ende des Kommunismus 1989 wurde die Idee einer real existierenden, linken Gesellschafts- und Staatsordnung stark diskreditiert, die rechte Seite aus historischen Gründen ebenso. Darum konzentrieren sich alle großen Parteien in Westeuropa und auch in Nordamerika stark auf die Mitte. Ein gutes Bild, um sich die Bipolarität von rechts und links vorzustellen, ist ein Hufeisen: rechts- und linksradikale Parteien sind an den beiden äußeren Enden. Das symbolisiert, dass Rechts- und Linksradikale mitunter ähnliche Dinge vertreten, etwa die Gewaltbereitschaft und heute auch die Kritik am Kapitalismus.

derStandard.at: Und wie kann man Parteien einordnen?

Otmar Höll: Grundsätzlich kann man sagen, dass die Linke eher für Solidarität, die Rechte mehr für Eigenverantwortung steht. Früher hieß es, dass die Linke tendenziell für mehr Staat steht, die Rechte nur insofern, als dass der Staat für Sicherheit zu sorgen hat. Und links steht in der Theorie für die Einbeziehung von Minderheiten, rechts eher für Exklusivität. Aber eindeutige Kriterien, wann welche Partei als links oder rechts zu bezeichnen ist, gibt es heutzutage überhaupt nicht mehr.

derStandard.at: Aktuelles Beispiel Mahmoud Ahmadi-Nejad. Ist der iranische Präsident ein Rechter oder ein Linker?

Otmar Höll: Natürlich ein Rechter, wenn auch ein untypischer, weil er gerade bei den armen Bevölkerungsschichten punktet. Das liegt aber auch daran, dass der Iran wie viele sogenannte "Dritte Welt"- und Schwellenländer unter anderen Kategorien laufen, was das links/rechts-Schema betrifft. Allgemein gesprochen erscheint die Aufweichung dieser Kategorien in vielen Weltregionen völlig unterschiedlich ausgeprägt. (red)