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Jeder Mensch mit Autismus ist einzigartig in seinen Begabungen und Interessen

Foto: AP/Bernd Kammerer

Mathematik ist für viele nicht gerade das beliebteste Unterrichtsfach. Mirnes S. hat eine spezielle Passion dafür. Der Zwölfjährige löst die schwierigsten Rechnungen im Kopf, wo andere trotz Taschenrechner scheitern. Bei Schularbeiten bleibt sein Zettel dennoch oft leer. Der Jugendliche schafft es nicht, seine Gedanken in schriftliche Form zu bringen. Der Grund: Mirnes hat Asperger-Autismus. Das Mosaik Ambulatorium möchte anlässlich des Autistic Pride Day am 18. Juni aufzeigen, dass Menschen mit Autismus besonderen Respekt verdienen.

Probleme im Umgang mit Menschen

"Jeder Mensch mit Autismus ist einzigartig in seinen Begabungen und Interessen. Die meisten haben jedoch Probleme damit, ihre Umwelt als Ganzes wahrzunehmen und dies auch adäquat zu verarbeiten", sagt Manuela Urdl, Special Autismus Trainerin vom Mosaik Ambulatorium. Dadurch können Probleme im Austausch mit Mitmenschen entstehen, bis hin zur völligen Isolation. "Es gibt in unserer Gesellschaft viele ungeschriebene Regeln, die Grundstein für unser funktionierendes Zusammenleben sind. Während Nicht-Autisten diese intuitiv lernen, stehen Menschen mit Autismus diesen meist verständnislos gegenüber, und müssen diese in mühevollem Training erarbeiten. Manchmal werden sie für ihre Unwissenheit ausgelacht, im schlimmsten Fall ausgegrenzt".

Entwicklung von Spezialinteressen

Es gibt verschiedene Formen von Autismus. Dazu gehören unter anderem der Frühkindlichen Autismus und der Asperger-Autismus. Während der Frühkindliche Autismus meist mit verzögerter Entwicklung, verminderter Intelligenz und teilweise fehlender Sprache einhergeht, ist das bei Menschen mit Asperger-Autismus nicht der Fall. Oft zeigen sich ungewöhnlich starke Spezialinteressen, die aber eher selten für den Aufbau von sozialen Kontakten genutzt werden. Frühkindlichen Autismus wird in der Regel zwischen zwölften und 18. Lebensmonat entdeckt; Asperger-Autismus wird meist erst im Kindergarten oder beim Eintritt in die Schule diagnostiziert.

Ursache nicht vollständig geklärt

Über die Verbreitung von Autismus sind sich die Fachleute uneinig: Während ältere Studien davon ausgehen, dass auf 10.000 Menschen vier bis fünf Autisten kommen, sprechen neuere Studien bereits von 30 bis 60 Autisten auf 10.000 Menschen. Für Österreich würde das nach der älteren Studie 3.300 bis 4.200 bzw. nach der neueren Studie sogar 25.000 bis 50.000 Menschen mit Autismus ergeben.

Obwohl seit den 1940er Jahren am Phänomen Autismus geforscht wird, konnte bisher kein allgemein gültiger "Auslöser" dafür gefunden werden. Jede der bisher bestehenden Theorien deckt nur einen bestimmten Prozentanteil von Menschen mit Autismus ab. Besonders Unwissende neigen mitunter dazu, den Eltern "Vorwürfe" für den Autismus ihres Kindes zu machen. "Sowohl die Autistischen Kinder als auch deren Eltern dürfen keinesfalls gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Das ist in jedem Fall der falsche Weg", mahnt Manuela Urdl. (red, derStandard.at)