Tirana/Wien - Im Vorfeld der Parlamentswahl in Albanien am Sonntag in einer Woche ist ein weiterer Politiker getötet worden: Aleks Keka, ein Regionalchef der Christdemokraten (PDK), kam am Donnerstag bei der nördlichen Stadt Shkodra mit seinem Range Rover von der Straße ab, nachdem ein Sprengsatz an seinem Wagen explodierte und das Auto in Flammen aufging. Keka sei sofort tot gewesen meldeten der private TV-Sender "Top-Channel" und die Zeitung "Shekulli" auf ihren Internetseiten unter Berufung auf die Polizei; er sei verbrannt.

PDK-Chef Nard Ndoka bezeichnete den Anschlag als "politisch motivierten Mord". Die Christdemokraten waren seit Sommer des Vorjahres nicht mehr in der Regierung vertreten, nachdem Ndoka im Zuge einer Kabinettsumbildung das Amt des Gesundheitsministers räumen musste. Die PDK tritt nun bei der bevorstehenden Wahl nicht mehr innerhalb der Mitte-Rechts-Allianz um die Demokratische Partei (PD) von Ministerpräsident Sali Berisha an, sondern mit der kleinen Wahlkoalition Pol der Freiheit.

In der Gegend um Shkodra, wo der jetzt umgekommene Keka starb, war laut "Top-Channel" die Rivalität zwischen Demokraten und Christdemokraten in den vergangenen Tagen besonders stark aufgeflammt, nachdem die demokratische Parlamentspräsidentin Jozefina Topalli den politischen Gegner als "Spione" bezeichnet hatte.

Erst vorige Woche war nahe der Hafenstadt Durres ein Aktivist der Demokraten im Streit um Wahlplakate getötet worden. Laut Polizei stritt das Opfer, der 25-jährige, dreifache Familienvater Artan Zeka mit einem Anhänger der Sozialisten wegen der Partei-Embleme. Dieser kehrte mit einer automatischen Waffe zurück und erschoss Zeka. Sozialisten-Chef Edi Rama wies eine Verwicklung seiner Partei in den Mord zurück.

Der Mord an dem sozialistischen Fatmir Xhindi Anfang Mai liegt weiter im Dunkeln. Niemand wurde bisher festgenommen. Xhindi wurde in Roskovec südlich von Tirana vor seinem Haus aus nächster Nähe mit einer Kalaschnikow erschossen.

Vor allem die EU beobachtet den Wahlprozess in Albanien genau. Das Balkan-Land trat heuer der NATO bei. Premier Berisha suchte kürzlich um den Status als EU-Beitrittskandidat an, obwohl Brüssel vor Voreiligkeit warnte. Am 28. Juni kommt ein neues Wahlrecht zur Anwendung, auf das sich die stark rivalisierenden Demokraten und Sozialisten geeinigt hatten. Keine Wahl seit dem Ende des Kommunismus 1991 konnte internationale Beobachter zufriedenstellen. Immer wieder kam es zu Zwischenfällen bis hin zu Tötungen; die jeweils unterlegene Seite wollte die Schlappe nicht akzeptieren und focht die Ergebnisse an. (APA)