Wien - Der Autor Adam Zielinski hat am Sonntag den "Manes-Sperber-Würdigungspreises für Leben und Werk" erhalten. Trotz der großen Schar an Gratulanten im heillos überfüllten Barocksaal des Alten Rathauses in Wien erlebte Zielinski eine intime, herzliche Festmatinee. Am Montag feiert der gebürtige Pole seinen 80. Geburtstag.
Im Vorfeld ließen ihn Freunde und Weggefährten wie Jiri Grusa, Präsident des internationalen P.E.N.-Clubs, der Verleger Lojze Wieser oder der ehemalige österreichische Vizekanzler Erhard Busek bei Wodka, Fingerfood und zahlreichen emotionalen Ansprachen hochleben. "Wenn man einen Sohn hat, der 60 ist, kann man nicht mehr sehr jung sein", eröffnete Sohn Christoph Zielinski die Würdigung an seine Eltern, die heuer beide ihren 80. Geburtstag feiern. "Wann ist man erwachsen? Bei meinen Eltern glaube ich, das auch noch mit 80 bezweifeln zu können." Adam Zielinski sei ein "Mensch, der in einer Vielzahl von Welten gelebt hat und leben könnte. Allein das Überleben in all diesen politischen Welten ist eine Künstlerschaft an sich", so der Sohn, Chef der Onkologie an der MedUni Wien, sichtlich bewegt.
Würdigende Worte
Mit einer literarischen Hommage würdigte Jiri Grusa seinen Kollegen: "Man sucht sich nicht die Zeiten aus, in der man zu leben hat. Schon die Chinesen, mit denen Du ja sehr verbunden bist, pflegten zu sagen: 'Ich wünsche Dir, Freund, nicht in interessanten Zeiten zu leben'", so Grusa. "Wenn einen die interessanten Zeiten erwischen, muss man reagieren. Und Interesse bedeutet ja im Wortsinn: Mittendrin zu existieren."
Erhard Busek wollte "grundsätzlich, aber auch emotional zu Adam und Sophie Stellung nehmen". Er würdigte Zielinskis "Eigenschaft, zum richtigen Zeitpunkt unangenehme Fragen zu stellen." Zielinski ließ in seiner Dankesrede seinen Blick zurückschweifen und fragte sich, wie "der einstige Knabe aus einem Schtetl in Osteuropa in so einen würdigen Saal" gekommen ist. (APA)