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Berlusconi hat nicht vor zurückzutreten, im Gegenteil: er plant ein Kabinettstreffen, um ein neues Regierungsprogramm für das nächste Jahr vorzustellen.

Foto: APA/EPA/OLIVIER HOSLET

Rom - Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, der wegen seinen Bekanntschaften mit jungen Frauen arg unter Druck geraten ist, bestreitet Rücktrittsabsichten. Trotz der Diskussion rund um Partys, an denen sich bezahlte Frauen beteiligt haben sollen, werde er seine Demission nicht einreichen, im Gegenteil er plane ein Kabinettstreffen, um ein neues Regierungsprogramm für das nächste Jahr vorzustellen, sagte der Premierminister nach Angaben italienischer Medien.

Berlusconi will sich unter anderem für die Senkung der hohen Staatsschuld und um die Einführung eines Präsidialsystems einsetzen, damit die Kompetenzen des Premierministers ausgedehnt werden können. Berlusconi dementierte hinzu Medienberichte, nach denen er seine Sommerresidenz auf Sardinien verkaufen wolle, nachdem ein Fotograf Tausende Bilder seiner Partys und seiner Gäste im Park der Villa geschossen hatte.

Pikante Partyfotos

Berlusconi war durch pikante Partyfotos in seiner Villa unter Druck geraten. Anfang Juni hatte die spanische Zeitung "El País" Fotos von Partys in Berlusconis Villa veröffentlicht, auf denen unter anderem Frauen beim Sonnen mit freiem Oberkörper und ein nackter Mann in offenbar erregtem Zustand, der ehemalige tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek, zu sehen sind. Zeitungsberichten zufolge wurden einige der Fotos während der Silvesterfeier 2008/2009 gemacht. Die Zeitung "Corriere della Sera" zitierte den Regierungschef mit den Worten: "Sie haben mich vergewaltigt. Es ist, als wären Diebe dort eingedrungen."

Inzwischen setzt die Staatsanwaltschaft der süditalienischen Stadt Bari ihre Ermittlungen rund um den Unternehmer Giampaolo Tarantini fort, der Frauen für einen Besuch von Berlusconis Partys bezahlt haben soll. Berlusconi habe von der Bezahlung der Frauen jedoch nichts gewusst, versicherte Tarantini. Er selbst habe den Frauen das Geld gegeben, aber nur, um ihnen die Anreise und andere Ausgaben zu ersetzen, sagte Tarantini. Er entschuldigte sich in einer Erklärung an die Nachrichtenagentur ANSA bei Berlusconi für den entstandenen Skandal. Er habe die Frauen zu den Partys eingeladen, um bei Berlusconi, den er erst kurz vorher kennengelernt habe, einen guten Eindruck zu machen. Es tue ihm leid, dass er dem Ministerpräsidenten geschadet habe, ohne es zu wollen.

Interview löste Affäre aus

Die Affäre rund um Partys und Prostitution wurden von der 42-jährigen Patrizia D'Addario ausgelöst. Diese hatte vergangene Woche in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" und vor den Ermittlern berichtet, dass sie im vergangenen Herbst gemeinsam mit dem mit Berlusconi befreundeten Unternehmer Giampaolo Tarantini zu zwei Partys in Berlusconis Privatresidenz Palazzo Grazioli eingeladen worden sei. Dafür seien ihr 2.000 Euro in versprochen worden. Da sie bei Berlusconi nicht übernachtet hatte, wurden ihr nur 1.000 Euro gezahlt. (APA)