Wien - Der angedrohte Wegfall von 200 Mio. Euro an Bundeszuschüssen für Bau und Erhaltung des Schienennetzes zwingt die ÖBB, radikal zu sparen. Alle Schienenprojekte aus dem Generalverkehrsplan sollen hinsichtlich Dringlichkeit und Notwendigkeit hinterfragt werden. "Die Koralmstrecke nicht zu bauen ist eine der Möglichkeiten", deutete ÖBB-Vorstand Alfred Zimmermann am Mittwoch die Stoßrichtung an.
Zimmermann, der Helmut Hainitz an der Spitze der ÖBB-Infrastruktur abgelöst hat, überlegt auch Kooperationen mit Unternehmen wie Voest, Siemens oder Alcatel, die viel Know-how im Bahnbereich haben. "Die Voest könnte Schienen legen, wir die Lärmschutzeinrichtungen bauen", erläuterte Zimmermann. Vor allem im Hinblick auf die EU-Erweiterung und den Nachholbedarf der Kandidatenländern beim Schienenausbau gebe es viel Fantasie.
Spielraum gering
Der Spielraum für echte Einsparungen im Infrastrukturbereich, wo 22.000 der rund 48.000 Eisenbahner beschäftigt sind, sei gering, sagte Zimmermann. An öffentlichen Geldern bekam der Bereich zuletzt rund 1,3 Mrd. Euro. Davon fraßen die Personalkosten fast 900 Mio. Euro auf. Der Material- und Sachaufwand mache 300 Mio. Euro aus, der Rest gehe für Zinszahlungen drauf.
Unbedingt notwendige Investitionen würden aber weiter getätigt. So geben die ÖBB 200 Mio. Euro für ein neues Zugsicherungssystem (ETCS; European Train Control System) aus. Lieferanten sind Alcatel und Siemens. (stro, DER STANDARD, Printausgabe 20.3.2003)